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§ 54.
Käsars letzte Siege und Ermordung.
Mit dem Tode des Pompejus war Cäsar von seinen Gegnern noch
nicht befreit; er hatte noch manche schwere Kämpfe mit den Anhängern und
Söhnen des Pompejus zu bestehen. Nachdem er in Alexandria in Ägypten
sich aus einer argen Bedrängnis glücklich befreit hatte, zog er gegen den
König Pharnaces, der auf der Seite des Pompejus stand, und schlug ihn bei
der Stadt Zela so schnell und entscheidend, daß er die Siegesnachricht in
drei Worten nach Rom melden konnte. Sie lautete: „Veni, vidi, via!*
(Ich kam, sah, siegte.) Dann hatte er noch in Afrika mit des Pompejus
Anhängern und in Spanien mit dessen beiden Söhnen zu kämpfen. Doch
überall blieb er Sieger.
Diese vielen Siege brachten ihm mehrfache prächtige Triumphe. Die
ungeheuren Geldsummen, die er in den verschiedenen Ländern erbeutet
hatte, verteilte er zu einem großen Teile unter das Volk, um dasselbe sich
ganz geneigt zu machen. Auch ließ er prächtige Spiele veranstalten zu
Wasser und zu Laude. Einmal fochten zur Belustigung des Volkes 1200
Menschen gegen 40 Elephanten, und nachher bewirtete er das Volk an
22,000 Tafeln in den Straßen der Stadt. Er wurde zum Diktator er-
nannt erst auf 10 Jahre, dann auf Lebenszeit. Von der unumschränkten
Gewalt, die ihm auf diese Weise übertragen wurde, machte er aber einen
sehr mäßigen Gebrauch und übte sie fast allein zum allgemeinen Besten
aus. Er belohnte seine Freunde, versöhnte seine Feinde, stellte Ruhe und
Ordnung in Italien wieder her, beförderte Künste und Wissenschaften, deren
Freund und Kenner er war, und verbesserte sogar die Zeit- und Jahres-
rechnung, indem er den „Julianischen Kalender" schuf.
Nichts schien dem mächtigen Haupte des römischen Staates zu fehlen
als zu der königlichen Macht die königliche Krone. Schon wollte ihm bei
einer Festfeier der Konsul Antonius auf öffentlichem Markte ein Diadem,
das Zeichen der königlichen Gewalt, auf das Haupt fetzen; aber Cäsar
nahm es nicht an; denn er merkte noch rechtzeitig, einen wie großen Un-
willen dieser Versuch des Antonius beim Volke erregte. Es gab aber in
Rom eine Anzahl von Freunden der Freiheit, die es nicht verschmerzen
konnten, daß jetzt alle Gewalt in der Hand eines einzigen Mannes ver-
einigt war. Sie glaubten die alte Freiheit wiederherstellen zu können, wenn
dieser eine Mächtige beseitigt werde. Deshalb verschworen sie sich gegen sein
Leben. An der Spitze der Verschworenen standen Marcus Brutus und
Cajus Cassius, die beide von Cäsar mit Wohlthaten überhäuft worden
waren; der erftere war von ihm sogar wie ein Sohn geliebt und ausge¬
zeichnet worden. Der 15. März des Jahres 44 wurde zur Ausführung
des blutigen Vorhabens festgesetzt.