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als sie nun an den Schlitten heranstürzen, sagt er: „Herr, ich muß
meinen armen Braunen opfern und sehen, daß ich zu Euch auf den
Schlitten komme, sonst ist alles verloren. — Thu, wie du willst,“
sagte der Herr, und im Augenblick war der Jakof vom Pferde und
auf den Schlitlen gesprungen, hielt sein Pferd am Zaume fest, bis die
Wolfe heraukamen, dann überließ er's ihnen zur Beute. Es schien,
IL solllen sie dadurch einen Vorsprung gewinnen; aber nicht länge,
so war ein Theil der Wölfe wieder heulend hinter ihnen her, und
nige schickten sich an, in den Schlitten zu springen, und der Edel⸗
mann gab sich nun verloren. Da sagte der grng „Herr, nun will
ich in Gottes Namen auch das letzte noch für euch thun. Dort sind
schon die Achter von Ostrowo, und Ihr könnt das Städtlein erreichen,
Penn ich nur auf ein paar Minuten die Bestien Euch vom Halse
halte. Sorgt für mein Weib und meine Kinder, lebt wol, und denket
Nanchmal an den armen Jakof!“ Damit zog er den Säbel, sprang
aus dem Schlitten und stürzte sich mitten unter die Wölfe. Diese
sutzten, fielen ihn aber dann wüthend an und übermannten ihn end⸗
lich, sein Herr aber war mittlerweile unversehrt entkommen. Schnell
nahm er Nute mit sich und eilte in den Wald zurück, aber er fand
nichts mehr als die Gebeine seines treuen Knechtes, die sammelte er
Und ließ sie begraben; das Weib und die Kinder aber versorgte er
pälerlich und wurde allen seinen Dienern ein freundlicher, gütiger
Herr, beklagte es auch oft mit Thränen, daß er nicht ohne bittere
Keue an senen treuen Knecht gedenken konnte.
143. Irühlingsglocken.
Robert Reĩinick.
Lieder. 1. Aud. Berlin. 1814. 8. 1 und 5. Autl. 1863. 8. 62.
LSchnee⸗Glockchen thut läuten
kling ling ling!
Was hat das zu bedeuten?“
Ei, gar ein lustig Ding!
Der Frühling heut geboren ward,
ein Kind der allerschönsten Art;
zwar liegt es noch im weißen Bett,
doch spielt es schon so wundernett.
Drum kommt, ihr Vögel, aus dem Süd,
und bringet neue Lieder mit!
Ihr Quellen all,
erwacht im Thal!
Was soll das lange Zaudern?
Sollt mit dem Kinde plaudern!
2. Mai⸗Glockchen thut läuten
bim bam —bam!
Was hat das zu bedeuten?
Frühling ist Bräutigam,
macht Hochzeit mit der Erde heut
mit großer Pracht und Festlichkeit.