Full text: Die deutschen Landschaften (1)

Die Anschaulichkeit des erdkundlichen Unterrichts. 
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verlangt schon eine ziemlich sichere Hand. Den Vorzug verdient 
er aber für das Zeichen mittels der Kreide auf der glatten Fläche 
der Wandtafel. Um recht wirkungsvolle Kartenbilder 
zu erhalten, lasse man die Schüler möglichst mit F arb stiften 
zeichnen. Man verwende zur Darstellung der Gebirge einen brau¬ 
nen, der Flüsse einen blauen und der Städte einen schwarzen Stift. 
Das Skizzenbild, welches der Schüler anfertigt, muss drittens 
richtig sein, d. h. insoweit diese Eigenschaft auch bei einer 
stark generalisierten Darstellung in Frage kommen kann. Es muss 
wenigstens die H a u p t f o r m der Landschaft, sowie die Lage der 
bedeutendsten Gegenstände zu einander getreu wieder¬ 
geben. Verzerrte Bilder würden die Vorstellungen nicht kräftigen, 
sondern schwächen und verdunkeln. Wie kann die Richtigkeit 
der Zeichnung sicher gestellt werden? Ganz gewiss wird die Klar¬ 
heit der vermittelten Vorstellungen schon auf eine richtige zeich¬ 
nende Darstellung und Wiedergabe derselben günstig einwirken. 
Doch an jeder Sache lässt sich bei etwas Geschick und Ueber- 
legung auch eine besondere praktische Seite ausbilden. Um 
die Schüler vor zu grossen Fehlern der Darstellung zu bewahren, 
möge man folgendes Verfahren, das sich in der Praxis bewährt 
hat, anwenden: Für die Zeichnung werden S t ü t z p u n k t e , z. B. 
bemerkenswerte Punkte des Gebirgs- und Flusssystems oder wich¬ 
tige Städte gesucht, deren Lage und Entfernung der Schüler selbst 
durch Ausmessen aus der Karte bestimmen muss. Diese 
werden zuerst und zwar nach Massstab eingetragen. Das Um¬ 
rechnen der gefundenen Entfernungen auf die Massverhältnisse 
der Zeichnung geschieht wiederum durch die Schüler. Wenn die 
als Stützpunkte dienenden Gegenstände richtig aufgenommen sind, 
ist auch die Richtigkeit des ganzen Kartenbildes gesichert, 
und die Aufnahme des übrigen Stoffes gestaltet sich leichter, zu¬ 
mal, wenn die Schüler angehalten werden, sich aus der Karte 
ihres Atlasses stets Auskunft über Lage, Entfernung u. s. w. zu 
verschaffen. Mit der Uebung im Zeichnen wird dann von selbst 
auch die wichtige Fertigkeit im Kartenlese n gefördert. 
Viele stossen sich an der Forderung, dass nach Massstab gezeich¬ 
net werden soll. Die Sache klingt schlimmer, als sie wirklich ist. 
Es handelt sich nur um ein höchst einfaches Rechenexempel. Es 
wird eine Einheitsstrecke angenommen und dieser eine bestimmte 
Länge gegeben. Sollen z. B. 25 km = 1 cm lang gezeichnet wer¬ 
den, dann erhält eine Strecke von 100 km eine Länge von 4 cm, 
von 150 km eine Länge von 6 cm u. s. w. Indem alle Entfernungs¬ 
angaben abgerundet werden, vereinfacht sich die Sache noch mehr. 
Der Massstab wird entweder nur durch eine Massstabslinie 
bezeichnet oder auch genau ausgerechnet. Letzteres sollte auch 
zuweilen geschehen, da es die Einsicht in die Kartendarstellung 
wesentlich fördert*). 
*) Ausführlicher soll das erdkundliche Zeichnen behandelt werden in der 
Schrift: „Die erdkundlichen Baumanschauungen und Raumvorstellungen, ihre
	        
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