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lassen. Heitere Waffenspiele wurden gefeiert und große Opfer gebracht.
Zwölf turmhohe Altäre und andere Siegeszeichen wurden zum Andenken
zurückgelassen.
Der größere Teil des Heeres fuhr auf der aus 2000 Schiffen be¬
stehenden Flotte aus dem Hydaspes in den Akesines und aus diesem in den
Indus bis dahin, wo der Indus sich in mehrere Arme teilt. Von hier
zog Alexander mit dem Landheere den gefährlichen Weg durch Gedrosien
und Karmanien, in dessen öden Wüsteneien ein großer Teil des Heeres
durch Hunger und Durst, Hitze, Krankheiten und Entbehrungen aller Art
umkam, ja das ganze Heer dem Untergang nahe war. Die Flotte segelte
unterdessen aus dem Indus in das Meer, durch den persischen Meerbusen
in die Mündung des Euphrat und in diesen Fluß hinein bis nach Ba-
bylon, um zugleich zu untersuchen, ob man aus dem Indus die Fahrt bis
nach Babylon machen könnte. Nach dieser Stadt kam auch Alexander
mit dem Landheere.
Babylon sollte fortan die Hauptstadt seines großen Weltreiches sein;
alle unterworfenen Völker in dem großen makedonisch-persischen Reiche soll-
ten zu einem Volke verschmolzen und dieses auf die höchste Stufe gemein¬
samer Bildung gebracht werden. Alexander vermählte sich deshalb selbst mit
der ältesten Tochter des Dareios, und auf seine Veranlassung heirateten 80
seiner Großen Töchter der vornehmsten Perser, und außerdem nahmen noch
10000 Makedonier und Griechen Perserinnen zu Frauen.
Allein mitten unter seinen großartigen Plänen erkrankte Alexander
plötzlich zu Babylon. Ein hitziges Fieber, die Folge der gewaltigen An-
strengungen und zum Teil auch der Schwelgereien, denen er sich zu Babylon
ergeben hatte, ließ alle Hoffnung auf Genesung schwinden. Seine Feld-
Herren standen wehmütig um sein Lager und reichten ihm die Hand. Er
hob den Kopf etwas in die Höhe, sah jeden bedeutungsvoll an und sprach:
„Ich ahne es, es werden nach meinem Tode blutige Kämpfe erfolgen."
Man fragte den Sterbenden, wen er zu seinem Nachfolger bestimme. Er
antwortete: „Den Würdigsten!" Darauf verschied er im Jahre 323 vor
Christi Geburt, in einem Alter von zwei und dreißig Jahren, nach-
dem er nur 12 Jahre und 8 Monate regiert hatte. Sein früher Tod
war ein großer Verlust für die Menschheit, da nun nicht das, was durch
Krieg und Waffen errungen worden, durch des großen Königs Hand unter
den Segnungen des Friedens geordnet werden konnte. Deshalb zerfiel das
gewaltige Reich, welches er geschaffen, eben so rasch, wie es aufgerichtet
worden war.
§ 35. Romulus, der Gründer Roms.
Bei der Zerstörung Trojas war Amerns, der Sohn des Anchises, ein
naher Verwandter des Königs Priamos, aus der brennenden Stadt ge-