Full text: Kleine Lebensbilder berühmter Männer für den geschichtlichen Unterricht

— 72 — 
anwandten, gelang ihnen, und Tarquinius wurde erschlagen. Aber den 
Thron erhielten sie doch nicht: denn die schlaue Gattin des Tarquinius. 
Tanaqml. wußte diesen einem ganz andern zu verschaffen, dem 
§ 40. Servius Tullius. 
Sewms soll der Sage nach der Sohn einer Sklavin gewesen und 
unter Wundern und Götterzeichen am Hose des Tarquinius ausgewachsen 
fem. Des Königs Gemahlin erkannte, daß aus ihm etwas Großes werden 
wurde, und aus ihre Veranlassung wurde er wie ihr eigener Sohn enoqen 
imb später des Königs Schwiegersohn. Durch ihr kluges Benehmen gelang 
es thr den Servius Tullius zum Nachfolger ihres Gatten zu machen. 
Der neue König war ein kluger und einsichtiger Mann, und er ist der 
Begründer der römischen Staatsverfassung. Er teilte nämlich sämtliche 
römischen Bürger nach ihrem Vermögen in fünf Klassen, die Klassen wieder 
in Centurieu (Hundertschaften, von centum) und regelte hiernach die Rechte 
und Pflichten der Bürger, so daß die Begütertsten auch die meisten Rechte 
und die wichtigsten Pflichten hatten. Auch lag diese Einteilung der Bürger 
der Zusammensetzung des Heeres zu Grunde. Unter diesem Könige wur- 
den noch zwei Hügels der Viminalis und der Esquilinns. mit in den Bereich 
der Stadt gezogen, so daß dieselbe nunmehr aus sieben Hügeln lag und 
die Siebenhügelstadt genannt wurde. 
Die neuen Einrichtungen des Königs hatten demselben bei vielen Haß 
und Feindschaft zugezogen. Auch die beiden Söhne seines Vorgängers. 
Aruns und Lucius Tarquinius. waren ihm nicht besonders freundlich 
gesinnt, da sie ein größeres Recht auf den Thron zu haben glaubten als 
ihr Schwager Servius. Er hatte ihre Unzufriedenheit zwar dadurch zu 
beschwichtigen versucht, daß er mit ihnen seine beiden Töchter vermählte. 
Da aber der gewaltthätige und herrschsüchtige Lucius Tarquinius seine Ver- 
bindung mit der mildgesinnten älteren Tullia mit Unwillen ertrug, verband 
er sich mit der ihm gleichgesinnten jüngeren Tullia. die mit dem milden 
Aruns vermählt war. zu gleichzeitiger Ermordung ihrer beiderseitigen Ehe- 
gatten. und nach dieser Greuelthat heirateten sich beide. Und die unnatürliche 
Tochter stiftete bald ihren Gatten zur Ermordung ihres Vaters an; ja, 
als dieselbe vollbracht worden, scheute sie sich nicht, über den in der Straße 
liegenden blutenden Leichnam ihres eigenen Vaters hinzufahren. Deshalb 
erhielt diese Straße auch für die kommenden Zeiten den Namen Greuel- 
straße. 
§ 41. Tarquinius Superbus. 
Wie Tarquinius durch Gewaltthat und Mord sich den Thron ver- 
schafft hatte, so suchte er sich auch durch dieselben Mittel im Besitze des- 
selben zu sicher«. Er umgab sich mit einer Leibwache, die ihn bei seinen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.