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keit zu danken. Um der Sicherheit und Einträglichkeit des Han¬
dels willen, häufig aher auch um Uebervölkerung und Unruhen
in der Heimat zu verhüten, legten sie fast auf allen Küsten und
Inseln des Mittelmeeres Kolonien an, die bedeutendsten im west¬
lichen Nordafrika (Utika um 1120, Auza, Adrumetum, die
beiden Leptis, Tingis, vor allen die wichtigste Karthago)
und im südlichen Spanien (Tartessus — Tarsis. Gades).
§ 17. Die älteste Stadt der Phoeniker war Sidon, von der
aus die übrigen, Tyrus, Aradus, Berytus, Byblus, Tripolis, Sa-
repta, gegründet wurden. Im Gegensatz gegen die übrigen orien¬
talischen Völker finden wir bei ihnen keine staatliche Einheit,
sondern erst später einen lockern Bund, dessen Haupt anfänglich
Sidon, dann Tyrus war, in den Städten keinen Despotismus und
keine Kasten, sondern eine Geldaristokratie mit einem beschränk¬
ten Königthum. Die Religion war Stern dienst, Verehrung der
Sonne als Baal, Moloch (Feuergott; Menschenopfer) und Mel¬
karth (der griechische 'HQanlrjg), und der weiblichen Gottheiten,
der Geburtsgöttin As eher a, der finsteren Astarte (Venus), deren
Dienst unsittlich war, nebst vielen andern Götzen. Durch die Neben¬
buhlerschaft der Griechen sahen sie sich frühzeitig aus dem ägäi-
schen Meer verdrängt und zu gleicher Zeit ward ihre Selbständig¬
keit durch die Eroberer, den Assyrer Salmanassar und den
Aegyptier Apries, gebrochen und durch den Babylonier Nebu-
kadnezar, dem indes Tyrus glücklichen Widerstand leistete,
unterdrückt. Freiwillig unterwarfen sie sich den Persern.
Unstreitig haben die Phoeniker auf die geistige Bildung und
die Verfeinerung des Lebens bei sehr vielen Völkern vorteilhaft
eingewirkt, aber auf der andern Seite auch zur Untergrabung der
Sittlichkeit durch Anregung niederer und unedler Leidenschaften
nicht wenig beigetragen.
Die Israeliten.
§ 18. Die Israeliten sind das auserwählte Volk Gottes, durch
seine außerordentliche Gnadenführung im Glauben an ihn und
die Verheißung der Erlösung erhalten, um der Ausgangspunkt
des Gottesreichs zu werden. Das Land Kanaan, später Palä¬
stina, Syriens südlichster Teil, im N. vom Libanon, im 0. u. S. von
der Wüste begrenzt, durch das tief eingedrückte Jordanthal mit
seinen Seen (Merom, Genezareth [Tiberias] und todes Meer
oder Asphaltsee) in zwei Theile getrennt, die sich durch Ge¬
birge in mehrere Hochebenen scheiden (im 0. durch die Gebirge
Basan, Gilead und Abarim, im W. Galiläa bis zum Tabor, dann
Jesreel mit dem Karmel bis zum Geb. Ephraim, hierauf die dritte
bis zum Geb. Juda), war durch dieManigfaltigkeit der klimatischen
und Boden-Verhältnisse und seine trotz häufiger Dürre doch
außerordentliche Fruchtbarkeit zu Ernährung eines geistig reg¬
samen Volks geschickt, wie auch seine Lage zwischen zwei Erd-