Full text: Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht

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Finkenfang beschäftigt war, wurde er durch unerwarteten Besuch gestört. 
Es waren die Großen des Landes, die ihm mitteilten, daß er zum König 
gewählt worden wäre. Gleichzeitig überreichten sie ihm die sogenannten 
Reichskleinodien: Krone, Mantel, Schwert und Lanze. Heinrich nahm 
die Wahl dankbar an. So erhielt er den Beinamen „der Finkler" oder 
„ber Vogelsteller". 
Heinrich und die Ungarn. — Zur Zeit Heinrichs I. wurde 
Deutschland durch häufige Einfälle der Ungarn heimgesucht. Diese waren 
ein wildes Reitervolk und galten als Nachkommen der Hunnen, mit denen 
sie viel Ähnlichkeit hatten. Sie belagerten Heinrich in seiner Burg im 
Harz. Denn er hatte nur Fußvolk und konnte sich nicht gegen sie wehren. 
Dennoch gelang es ihm, einen Anführer derselben gefangen zu nehmen. 
Gegen dessen Auslieferung und eine jährliche Abgabe bewilligten ihm die 
Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand. Diese Zeit benutzte Heinrich, 
um feste Burgen zu bauen, in denen die Bewohner Schutz finden sollten. 
Ans diesen Burgen sind später Städte entstanden, weshalb Heinrich auch 
„der Städtegründer" genannt wird. Auch verschaffte er sich ein geübtes 
Reiterheer. Als nun die neun Jahre herum waren, und die Ungarn wieder 
ihre Abgabe holen wollten, verweigerte sie ihnen Heinrich. Deshalb fielen 
sie von neuem in großen Scharen in Deutschland ein. Aber Heinrich 
besiegte sie in der Schlacht bei Merseburg im Jahre 933. Zahlreiche 
gefangene Frauen und Kinder wurden aus den Händen der Ungarn befreit. 
Heinrichs Gemahlin Mathilde. — Die treue Gefährtin Heinrichs 
auf seinem Lebenspfade war seine fromme Gemahlin Mathilde. Wenn 
die Sorgen ihn drückten, verscheuchte sie dieselben durch Heiterkeit und 
Frohsinn. Wenn er in gerechtem Zorne einen Schnlbigen zum Tobe ver- 
urteilt hatte, bat sie um Milbe unb Schonung. Ihr ist es zu verbauten, 
baß in seinem Leben keine Spur einer einzigen Ungerechtigkeit zu finben 
ist. Nach einem anbächtigen Morgengebete war ihr erstes Tagewerk ber 
Besuch ber Armen, Kranken unb Schwachen. Auch stiftete sie viele Klöster, 
die reichen Segen über bas Laub verbreiteten. Die Mönche unb Nonnen 
verkündigten bas Wort Gottes, unterrichteten bie Jugenb, pflegten bie 
Kranken unb wirkten viel Gutes für bas ganze Volk. So war Mathilbe 
eine rechte Mutter ihres Volkes. Sie ruht in bem von ihr gestifteten 
Kloster Quedlinburg neben ihrem Gemahle. 
11. Otto der Große. 
Ottos Krönung. — Nach dem Tode Heinrichs des Finklers bestieg 
sein Sohn Otto den deutschen Thron. Er war groß und stark von Gestalt, 
aber anmutig und gewandt in seinen Bewegungen. Seine Mienen waren
	        
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