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Nun lebte in Straßbnrg ein Mainzer Bürger, namens Johannes
Gensfleisch zum Gutenberg. Dieser kam auf den Gedanken, die Buch-
staben einzeln auszuschneiden und durch Metallguß zu vervielfältigen.
Diese Metallbuchstaben setzte er dann zu Wörtern zusammen, die Wörter
zu Zeilen, die Zeilen zu Seiten. Wenn so beliebig viele Stück eines
Buches gedruckt waren, konnte man die Buchstaben wieder auseinander
Rehmen und sie zu Büchern mit anderem Inhalte verwenden.
Vervollkommnung der Kunst. —Johann Gutenberg besaß
nicht die nötigen Geldmittel, um sich die Geräte und Werkzeuge zur
Ausübung seiner Kunst selbst anschaffen
zu können. Deshalb wandte er sich an
einen reichen Mainzer Bürger, namens
Johann Fust. Dieser streckte das Geld
vor, und sein späterer Schwiegersohn
Peter Schöffer, ein geschickter Schön-
schreiber und Zeichner, zeichnete die Buch-
staben, die geschnitten und gegossen werden
sollten. Dadurch gewannen sie ein gleich-
mäßigeres und gefälligeres Aussehen. An-
fangs hatte man zum Bestreichen der
Buchstaben dieselbe Tinte verwendet, deren
man sich zum Schreiben bediente. Weil
sie aber die Farbe nicht hielt, so erfand
man die dauerhafte Druckerschwärze. Als
endlich um das Jahr 1455 das erste ge¬
druckte Buch erschien, erregte es uu-
geheueres Aufsehen.
Folgen der Erfindung. — Die
Buchdruckerkunst ist die wichtigste Erfindung,
Abb. 21. Gut°nb.rgd°nlm-l welche der menschliche Geist je gemacht
Nl tra urg. (jat. Jetzt erst wurden die Bücher so
billig, daß auch die Ärmeren sie kaufen konnten, um aus ihnen Bildung
und Wissen zu schöpfen. Ohne die Buchdruckerkunst wären die Erfindungen
der neueren Zeit nicht möglich gewesen. — Gutenberg selbst hatte von
seiner Erfindung nicht den Vorteil, den er verdient hatte. Weil er dem
Fust das geliehene Geld nicht sogleich zurückgeben konnte, verklagte ihn
dieser und nahm ihm Lettern und Gerätschaften ab, um allein weiter zu
drucken. Gutenberg trat später in den Dienst des Erzbischofs von Mainz
und lebte nicht reich aber sorgenfrei bis an sein Ende.