35. Der dreißigjährige Krieg in dem Gebiete der Provinz Sachsen. HZ
Bet', Kindchen, bei',
Morgen kommt der Schwed',
Morgen kommt der Ochsenstern,
Will die Kinder beten lehr'n.
In den letzten Kriegsjahren waren unsere sächsisch-thüringischen
Länder von der Geißel des Krieges verschont, da Brandenburg,
Sachsen und Magdeburg mit den Schweden Waffenstillstand ge¬
schloffen hatten.
Endlich kam dann 1648 der Friede zu Münster und Osnabrück
Zustande. Kursachsen wurde in seinem Bestände verhältnismäßig
wenig geändert; es behielt die ihm im Prager Separatfrieden schon
zugesprochenen beiden Lausitzen und die magdeburgischen Amter Quer-
furt, Burg, Jüterbog und Dahme. Kurbrandenburg bekam das
säkularisierte Bistum Halberstadt als weltliches Fürstentum, das
Erzstist Magdeburg, das der Administrator August jedoch noch ans
Lebenszeit innehaben sollte, als weltliches Herzogtum und das Amt
Egeln sofort. Der ehemalige Administrator Christian Wilhelm
erhielt die Ämter Loburg und Zinna, als brandenburgischer Prinz
besaßt er außerdem noch das Amt Ziesar als Apanage. Der Friede zu
Münster und Osnabrück hatte noch manche Fragen offen gelassen,
z. B. über den Zeitpunkt der Zahlung der Entschädigungsgelder, über
die Abdankung der einzelnen Regimenter, die Räumung der festen
Plätze usw. Dies wurde durch den zu Nürnberg am 28. Juni zu-
stände gekommenen Friedens-Exekntions-Hanpt-Rezeß geregelt. Und
«rst jetzt wurde in den einzelnen Landesteilen das Friedensfest gefeiert,
im Magdeburgischen z. B. am 13. August 1650, in Brandenburg
•am 6. November 1650, in Nordhausen am 2. September 1650.
8. Die Folgen des unglücklichen Krieges waren sehr traurig.
Es ist unmöglich, die Verluste an Menschen, Vieh und Gütern auch
nur annähernd anzugeben. Es soll hier nur einiges erwähnt werden.
Zunächst einige Beispiele aus der Altmark: Salzwedel hat während
bes Krieges etwa 750000 Tlr. bezahlt; in Stendal waren von 1500
Feuerstellen vor bem Kriege im Jahre 1718 noch 458 wüst; Gardelegen
hatte von 483 Feuerstellen 1664 nur noch 151 bewohnte; Osterburg
wurde fünfmal vollständig ausgeplündert und lag zeitweise ganz öde
und verlassen da, von 300 Feuerstellen im Jahre 1567 waren 1644
nur 44 bewohnt. In Seehausen gab es vor dem Kriege 410 Feuer¬
stellen, 1653 waren nur 124 bewohnt. In den Dörfern soll kaum
der zehnte Teil der Bewohner vorhanden gewesen sein. Die Jahr-
zehnte nicht bestellten Acker waren mit Gestrüpp und Gebüsch be-
wachsen und beherbergten Raubtiere. Die Wölfe waren so zahlreich
geworden, daß sie in bewohnte Orte, selbst in Städte einbrachen
und besondere Maßregeln der Behörden zu ihrer Vertilgung
erforderten. Um nichts besser stand es in den kursächsischeii
Teilen unserer Provinz. In Schmiedeberg soll von 1000 Eiu-
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 3