Full text: Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters

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der Nordsee waren größer als jetzt und hingen zum Teil 
noch untereinander oder mit dem Festlande zusammen, und 
die tiefen Busen des Zuidersees, des Dollart und der Jade 
waren noch nicht ausgerissen. Wälder und Moore erhielten 
die Luft feucht, Nordost- und Ostwinde das Klima rauh. 
2. Stämme und Kotksname. 1. Vielgespalten wie 
der Boden war im Anfange auch das Volk der Germanen. 
Jede einzelne der zahlreichen kleinen Völkerschaften 
lebte für sich und mit der andern abwechselnd in Freund- 
schaft oder in Feindschaft. Allein trotz ihrer Zersplitterung 
hatten sie doch das Bewußtsein gemeinsamen Blutes; das 
zeigt die Sage von ihrer gemeinsamen Abstammung von 
einem Urvater Mannus, dem ersten, von dem erdgeboreneu 
Gott Tuisto abstammenden Menschen. 
2. Dagegen fehlte ihnen ein gemeinsamer einheimischer 
Name für das ganze Volk. Denn der Name „Germanen", 
d. h. die Nachbarn, wurde ihnen von den benachbarten 
Galliern beigelegt und dann von den Römern angenommen. 
Erst nach einem Jahrtausend ist allmählich unter den ger- 
manischen Stämmen der Gesamtname „Deutsch" ausge- 
kommen und nach und nach üblich geworden. 
3. Leiöesgestalt und Kleidung. 1. Was das Staunen 
der Römer in der äußeren Erscheinung der Germanen 
erregte, das waren ihre hochragenden Leiber und ihr muskel- 
kräftiger Wuchs, der wilde und trotzige Blick ihrer blauen 
Augen, den schon die Gallier nicht ertragen konnten, das 
goldgelbe Haar, das den Neid der Römerinnen erweckte. 
Im Kriege banden manche Völkerschaften das Haupthaar 
auf dem Scheitel in einen Schopf zusammen. 
2. Die Kleidung, welche die Frauen mit den Mägden 
anfertigten, bestand für die Männer aus einem kurzen, 
enganliegenden Leibrock, Hosen oder Binden um die Beine, 
einem Mantel aus grobem Wollzeug und ledernen Schuhen.
	        
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