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kostbare Frucht zu pflücken sei. Auf seiner langen Wanderung kam er auch
an den Kaukasus und befreite hier den gefesselten Prometheus,
den er mit Zeus versöhnte. Endlich fand H. den Zaubergarten der
Hesperiden im äußersten Westen und erfüllte seinen Auftrag. —
12. Als H auch von dieser gefahrvollen Unternehmung glücklich
zurückkehrte, erkannte Eurystheus, daß jedes Wagnis auf Erden zu
gering sei für die Kraft des gewaltigen Helden. Er befahl ihm deshalb,
den Cerberus aus der Unterwelt zu entführen. Ohne Murren
stieg H. beim Vorgebirge Tänärum durch einen Erdschlund in das
Schattenreich hinab. Pluto gestattete ihm das Wagnis — und H.
trug das dreiköpfige Ungeheuer am Fell des Halses trotz allen Wider-
standes zum Lichte empor. Die Helle des Tages blendete den Höllen-
Hund, so daß er angstvoll heulte und winselte, und Schaum und Geifer
aus den Mäulern zur Erde tropfte. Daraus wuchsen die Giftkräuter
empor. Den Eurystheus aber erfaßte das Grausen, als er den H.
mit dem Cerberus aus dem Hades zurückkehren sah. Sofort mußte
H. das Ungestüm nach dem Schattenreiche zurückschaffen, und Eury-
st Heus stellte ihm keine neue Aufgabe. —
Darnach war Herkules von der Dienstbarkeit des
Eurystheus befreit. Aber der Vater Zeus ließ ihn auch
fernerhin noch manche schwere Arbeit vollbringen, ehe er
ihn des Sitzes wert achtete, den er ihm im Himmel zu-
gedacht hatte. — Besonders schmerzhaft war der Tod,
durch den endlich der vielgeprüfte Held aus dem irdischen
Leben schied.
3. Aei'ansra. Herkules hatte die schöne Deianira
zur Gemahlin genommen und wollte mit seinem jungen
Weibe gen Trachis am Ölberge ziehen. Da hemmte
ein angeschwollener Fluß die Reise; Herkules selbst konnte
die Fluten wohl durchschreiten, seine Gemahlin aber sollte
ihm der Centaur Nessus ans andere Ufer tragen. Schon
war Herkules glücklich hinübergekommen, da hörte er einen
Hilferuf und sah, daß Nessus die schöne Dei'anira ins Ge-
birge entführen wollte. Sofort schoß ihm Herkules einen
seiner vergifteten Pfeile ins Herz. Nessus starb, doch raunte
er zuvor Deianira zu: „Fange mein Herzblut auf und be-