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bedroht. Mitten auf dem Forum entstand plötzlich infolge
von Erdbeben ein gähnender Schlund, aus dem die Flammen
emporloderten. Die Seher verkündeten, dieser die ganze
Stadt bedrohende Abgrund würde sich nur dann schließen,
wenn Rom das Beste, was es habe hineinwürfe. Da kam
ein edler Jüngling Marcus Curtius in vollem Krieger-
schmucke auf seinem Schlachtroß daher und fragte die Um-
stehenden, ob Rom etwas Köstlicheres besitze als Waffen und
kriegerischen Mut. Und während alle noch über den Sinn
seiner Rede staunten, streckte er die Hände zum Himmel
empor, gab dem Rosse die Sporen und sprengte mitten
hinein in die feurige Lohe. Er verschwand in der Tiefe,
aber über ihm schloß sich der Abgrund für immer.
VI. Die Kämpfe der Kölner mit den Samniten und
den Latinern.
1. Die Samniten. Die stärksten Gegner der Römer
in Italien waren die Samniten, die inmitten der Berge des
Apennin nicht in Städten, sondern in Dörfern und Einzel-
Höfen wohnten. Der Streit um den Besitz der fruchtbaren
Landschaft Campanien und dann um die Herrschaft über
Italien führte zu drei großen Kriegen zwischen Römern
und Samniten, in denen auf beiden Seiten gewaltige Xhaten 343^3
geschahen. Im ersten Kriege (343—341 v. Chr.) siegten 341
die Römer am Berge Gaurus bei Neapel und erwarben v. Chr.
das reiche Capua, die Samniten aber behaupteten Teänum.
2. Wantius Forquatus; Aerius Mus. Während
dieser Kämpfe glaubten die Latiner, die Stunde sei ge-
kommen, in der sie sich vom Joche der Römer befreien
könnten. Sie empörten sich also gegen Rom, dieses aber
schickte ein Heer gegen sie unter dem Konsul Manlius,
der seinen Beinamen Torquätus davon trug, daß er ein-
mal einen riesengroßen Gallier im Zweikampfe getötet und
Schmtdt-Enderlein, Erzählungen. I. 6