Full text: Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens

126 Vvn Friedrich dem Großen. 
WoSan"9 bcr verschwenderische Hofhalt des Kurfürsten große Summen 
'erforderte, kam ihm der Apotheker Böttger sehr gelegen, der vorgab, daß 
er Gold herstellen könne. Mit Freuden nahm August der Starke den 
Goldmacher auf. Er wies ihm eine Werkstätte an, versah ihn mit Geld, 
ließ Schmelzöfen bauen, gab ihm einen gelehrten Gehilfen und wartete 
nun sehnsüchtig auf das blinkende Metall. Jahre gingen unter den Ver- 
suchen hin. aber Gold wollte nicht werden, dieweil man eben dieses edle 
Metall nicht künstlich herstellen kann. Bei einem dieser Versuche erfand 
Böttger das Porzellan, das zunächst braun aussah, später gelang es 
ihm, weißes zu erzeugen. 
Der Kurfürst war über diese Erfindung hocherfreut und ließ zuerst 
in Dresden, dann auf der Meißner Albrechtsburg eine Porzellanfabrik 
einrichten. Bald fanden die Gefäße aus Meißner Porzellan in den Häusern 
der Vornehmen Aufnahme, zinnerne und kupferne Teller und Schüsseln 
verschwanden mehr und mehr daraus. Noch heute genießt das Meißner 
Porzellan Weltruf. 
18. 
Von Friedrich dem Großen. 
Vom „Alten Fritz" habt ihr wohl alle gehört. Das Bild des 
großen Königs mit den klarblickenden Augen in dem bartlosen Antlitz, 
dem dreieckigen Hute und dem Zopfe, dem blauen Soldatenrock, den ein 
silberner Stern auf der linken Brust ziert, und dem Krückstock trägt jeder 
Deutsche im Herzen. 
^utmd* 9Im 24 Saniiat 1712 wurde Friedrich II. im Berliner Schlosse 
° ' geboren. Sein strenger Vater, König Friedrich Wilhelm I., wollte einen 
guten Christen, einen tüchtigen Soldaten und einen sparsamen Menscher 
aus ihm haben. Da mußte denn Fritz viel aus der Bibel auswendic 
lernen, mußte wie ein gemeiner Soldat exerzieren und Schildwache stehr 
und über jeden Pfennig, den er ausgegeben, Rechenschaft ablegen. Das 
war alles nicht nach feinem Geschmack. Viel lieber saß er in seidnen 
Schlafrock und weichen Pantoffeln daheim, las französische Bücher odei' 
spielte Flöte. Auch vertat er oft leichtsinnig sein Geld, und wenn er kein- 
mehr hatte, machte er Schulden. 
Darüber wurde der Vater sehr böse, schalt seinen Sohn einer 
„Querpfeifer und Poetennahm ihm die Bücher und die Flöte weg unt 
schlug ihn im Zorne mit seinem derben Stocke. 
Fluchtversuch. Da erkaltete die Liebe zum Vater in des Sohnes Herz, und als 
er jahrelang diese Behandlung ertragen hatte, beschloß er. aus dem Land« 
zu fliehen. Einige Freunde wurden dazu gewonnen. Auf einer Reist
	        
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