Vom ersten HohenzoUernkaiser.
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Und nun kam der Tag von Belle Alliance. Es ward zur
Gewißheit, daß es mit der Macht Napoleons für immer vorbei sei. Da
jubelte des Jünglings Herz, das in den verflossenen Jahren so Schweres
erduldet hatte.
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Mit Leib und Seele war Prinz Wilhelm Soldat; das preußische
Heer wollte er kriegstüchtig erhalten, der Tag von Jena sollte nie
wiederkehren.
Im Jahre 1829 führte er die Prinzessin Angnsta von Sachsen - Des Prinzen
Weimar als Gemahlin heim; zwei Kinder: Prinz Friedrich SBMijctm, 9Senna^luns-
der spätre Kaiser Friedrich III., und Prinzessin Luise, die verwitwete
Großherzogin von Baden, bildeten bald das Glück der Eltern.
Endlich kam auch der Tag, da der königliche Vater starb. Er hatte
lange Zeit den Frieden gehütet und Preußen zu Macht und Wohlstand
erhoben. Ein Wunsch der treuen Untertanen war freilich nicht in Er-
füllung gegangen: das Volk wollte Anteil an der Regierung haben, es
sehnte sich nach einer Verfassung.
Die Verfassung gab dem Lande der neue König Friedrich Wilhelm I V., König Friedrich
Luisefts ältester Sohn, nach den blutigen Tagen der Revolution im Jahre Ver-
1848. Nunmehr waren alle Preußen vor dem Gesetze gleich, von jetzt an fassung.
nahmen Abgeordnete des Volkes an den Beratungen der Gesetze teil.
Prinz Wilhelm hatte sich bisher fast nur dem Heere gewidmet.
Von nun an wurde er zu den Regierungsgeschäften herangezogen; denn er
sollte später die Krone tragen, da der königliche Bruder keine Kinder hatte.
In seinem 64. Lebensjahre bestieg er den Thron. Schwere Aufgaben
harrten seiner.
B. Vom König Wilhelm.
Zu der Zeit gab es zwar den Deutschen Bund, aber von einer Deutschlands
deutschen Einheit konnte keine Rede sein. In dem einen Lande zahlte UnemtSIelt-
man mit Talern und Groschen, in einem andern mit Gulden und Kreu¬
zern; hier galten bie, da wieder anbre Gesetze. Darum würben bie
Deutschen von ben mächtigen Nachbarn verspottet. Es lebten wohl viele,
die mit heißer Sehnsucht auf ein einiges Vaterlanb warteten, unb wo
deutsche Lieber ertönten, ba hörte man singen: „Was ist bes Deutschen
Vaterlanb? Das ganze Deutschland soll es sein!" Allein all bas Wün¬
schen unb Hoffen wollte sich nicht erfüllen.
Erst bem König Wilhelm unb seinen brei großen Helfern: bem Kriegs-
minister Albrecht von Roon, bem Schlachtenlenker Helmut von Mottle Roon, Moltke,
unb Otto von Bismarck, dem Minister unb trenesten Ratgeber, a3lSmarcf-