Full text: Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens

Von Rittern und Burgen. 
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Aber ein treuer Diener öffnete ihm die Kerkertür und half ihm 
zur Flucht. Aus der Ferne rief der alte Kaiser seine Getreuen zum 
Kampfe aus. Noch ehe der Bürgerkrieg ausbrach, schied der schwergeprüfte Heinrichs IV. 
Mann aus dem Leben, erst 56 Jahre alt. 3:ob' 
Auch den toten Kaiser verfolgte noch der Haß. Er war als Ge- 
banntet gestorben, deshalb ward ihm ein würdiges Begräbnis versagt. 
Fünf Jahre lang stand des Kaisers Sarg an ungerechter Stelle, 
endlich fand Heinrich IV. Ruhe in der Gruft seiner Ahnen, im Dome 
zu Speyer. 
Wohl schwerlich hat ein Fürst Schlimmres erduldet. 
7. 
Von Rittern und Burgen. 
Von hoher Bergeszinne grüßt den Wanderer im deutschen Lande 
so manche stattliche Burg, so manche Ruine, an deren ödem Gemäuer 
sich der Efeu emporrankt. Sie stammen aus längst entschwundner Zeit 
und können viel erzählen. 
Einst wohnte auf der Burg ein Ritter; den hatte der Kaiser oder Die Ritter, 
der Landesherr mit der Burg belehnt, und der Ritter mußte ihm 
dafür, hoch zu Roß. Heeresfolge leisten. 
Wenn ihn der Lehnsherr zum Kampfe rief, so legten ihm Diener 
den stählernen Panzer sowie Arm- und Beinschienen an, setzten ihm den 
ehernen Topfhelm mit der Helmzier und dem Visier aufs Haupt, brachten 
das große, zweischneidige Schwert mit dem Wehrgehenf, die lange Lanze 
und den dreieckigen Schild mit dem Wappenbilde herbei und führten ihm 
das gepanzerte Schlachtroß vor. 
In der Schlacht stürmten die Ritter mit vorgehaltnen Lanzen gegen 
den Feind und warfen ihn nieder, oder sie stiegen von den Rosien und 
wiesen den Angriff der Gegner ab. 
So erfochten sie manchen Sieg und standen bei den Fürsten hoch 
in Gunst. 
Darum dünkten sie sich mehr als die Bürger oder gar die Bauern, 
bildeten den Ritterstand und sahen stolz auf jene herab. Während 
Bürger und Bauern im Schweiße ihres Angesichts arbeiteten, pflegten 
die Ritter nur das Waffenhandwerk. 
Sie fügten ihrem Namen den ihrer Burg hinzu, wie wir das an 
den Namen unfrer Adligen noch heute bemerken, legten sich Wappen bei 
und hielten streng an besondern Gebräuchen fest.
	        
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