— 103 —
Belagerung dieser Stadt die Römer zum Kriege herauszufordern.
Die Stadt verteidigte sich heldenmüthig, indem sie immer auf
Hilfe der Römer wartete, welche ihrerseits die Zeit mit Unter-
Handlungen verstreichen ließen. Nach mehrmonatlichem Wlder-
stand siel sie mit unermeßlicher Beute in die Hände des Siegers
im Jahr 218 v. Chr.
Jetzt schickten die Römer Gesandte nach Karthago, um die
Auslieferung des Hannibal für den Friedensbruch zu verlangen.
Als aber der karthagische Senat zögerte, faßte einer der Gesandten,
Qumtus Fabius, seine Toga zusammen und sagte, die Falte den
Karthagern hinhaltend; „Hier bringe ich Krieg und Frieden;
nehmt, was ihr wollt!" Und nicht minder trotzig wurde ihm ge-
antwortet, er solle geben, was er wolle. Der Römer ließ die
Toga fallen und sagte, er gebe Krieg. Alle antworteten, sie
nähmen ihn an und würden ihn mit dem Muth führen, mit wel-
chem sie ihn annähmen.
§. 61.
Hannibals Zug nach Italien. Fabius Cunetator.
Hannibal kam den Rüstungen, welche die Römer gegen Spa-
nien machten, zuvor; er hatte bereits die Pyrenäen überstiegen
und sich der Rhone genähert, als die Römer sich auf den Weg
machten. Rasch durchzog er das südliche Gallien, um über die
Alpen nach Oberitalien einzudringen und den Feind im Her-
zen seiner Herrschaft zu vernichten. Aber unsäglich waren die
Mühen des Marsches über die Alpen. Kein Heer hatte diese bis
jetzt überschritten, keine geebneten Straßen machten sie zugänglich.
Nur an Hitze gewöhnt, hatten die Truppen von _ der Kalte zu
leiden und wurden zudem durch fortwährende Angriffe der kräftigen
Bergvölker beunruhigt. Die Lastthiere, Pferde und Elephanten,
des Weges ungewohnt, stürzten in Abgründe; furchtbare Lawinen
rissen ganze Schaaren von Menschen und Thieren mit sich fort.
Und doch hatte Hannibal in 15 Tagen die Höhen der Alpen über-
stiegen. Aber er hatte durch die ununterbrochenen Kämpse mit
feindlichen Völkerschaften, durch deren Gebiet er vom Ebro bis zu
den Alpen ziehen mußte, und mehr noch durch die Gefahren und
Schwierigkelten des Uebergangs über die Alpen von feinem 59,000
Mann starken Heeere mehr als 30,000 Mann verloren, so daß
er nur mit ungesähr 20,000 Mann in der Ebene des Po ankam.
Die Römer hatten ihre Kräfte Anfangs in drei Theile ge-
theilt. Ein Theil war nach Sicilien geschickt worden, um von