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die harten Bedrückungen, welche sein Heer allenthalben ausübte,
allgemeine Erbitterung hervorgerufen; und auf dem Reichstag zu
Regensburg 1630 erhob sich Alles, voran Maximilian von Bayern,
gegen die Anmaßung Wallensens. Der Kaiser mußte ihn ab-
setzen und sein Heer vermindern.
Einen neuen Bundesgenossen erhielten jetzt die Protestanten
in Deutschland an Gustav Adolf, König von Schweden, einem
vor seinen Zeitgenossen ausgezeichneten Mann. Er war von statt-
lichem Wuchs, gebildetem Geiste, kühner Tapferkeit, frommem
Sinne, Ehrfurcht gebietenden Ernst mit zutraulicher Freundlichkeit
verbindend, ein ebenso tüchtiger Staatsmann, als erprobter Feld-
Herr. Dieser vortreffliche Fürst wurde bestimmt, für die Sache
der Protestanten in Deutschland mit seinem Schutze aufzutreten,
theils durch die Bemühungen Frankreichs, welches es in seinem
Interesse fand, daß der Krieg in Deutschland noch fortgeführt
würde, theils durch die Vertreibung der Herzoge von Mecklenburg,
welche seine Verwandte waren, theils und ganz besonders weil er
selbst von einem warmen Elser für die protestantische Lehre be-
seelt war. Seine Wirksamkeit in Deutschland war aber nur von
kurzer Dauer.
Im Juni 1630 landete Gustav Adolf mit einem nur 15,000
Mann starken, aber in strenger Kriegszucht und Frömmigkeit aus-
gezeichneten Heere an der Küste von Pommern. Er konnte zwar
den General Tilly nicht mehr an der Eroberung von Magdeburg
hindern, siegte aber 1631 in der gefährlichen Schlacht bei Leipzig
oder Breitenfeld durch die Kriegskunst und Tapferkeit der
Schweden so entscheidend, daß Tilly selbst auf der Flucht Rettung
suchen mußte und der Kaiser alle bisher errungenen Vortheile
verlor.
Nochmals stand ihm Tilly am L e ch entgegen. Gustav Adolf
erzwang sich den Uebergang. Tilly, der 73-jährige G^eis und
Sieger in 36 Schlachten, wurde tödtlich verwundet.
In dieser Roth wendete sich der Kaiser wieder an Wallen-
stein, welcher sich auf seine Güter zurückgezogen hatte und in einer
Hofhaltung lebte, die glänzender war, als die eines Königs.
Wallenstein übernahm den Oberbefehl wieder nur unter Bedingnn-
gen, die ihm eine vom Kaiser ganz unabhängige Gewalt einräumten,
und in kurzer Zeit stand ihm abermals ein Heer von 40,000
kriegs- und beutelustigen Soldaten zu Gebote. Aus Bayern, wo
das wallensteinische Heer durch Rauben und Plündern Rache gegen
Maximilian übte, brach er plötzlich nach Sachsen auf, um dieses
Land von dem schwedischen Bündniß abzubringen. Gustav Adolf
rückte ihm nach; bei Lützen kam es (6. Nov. 1632) zur
Schlacht. Der Sieg blieb unentschieden. Gustav Adolf fiel aus dem
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