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Zwölftes Hauptstück.
vom Aussterben der Mediceer als von einer unzweifelhaf¬
ten Sache. Zwar träumte Kosmus eine Zeitlang von
Wiederherstellung der Republik, und ernannte dann in
der Suecesstonsordnnng vom 27. Nvv. 1713 seine ein¬
zige Tochter, die Churfürstin von der Pfalz, zur Erbin;
allein hierauf nahmen Georg und Dubvis keine Rück¬
sicht, sondern stellten cs der Königin von Spanien, wie
sie am 5. März 20 den Jnfanten Don Philipp gebar,
in Aussicht, für ihn Parma und Piacenza, für Don
Karlos Toskana zu erwerben. Nebenher gierigen Hcu-
rathsprojekte, welche der Königin einleuchteten und schmei¬
chelten. Freilich fehlte nun noch der Beitritt des Kai¬
sers, und dieser war um so nothwendiger, weil Parma
und Toskana, wenn auch nur noch zu Wien, als Lehen des
deutschen Reichs galten. Um daher alle streitigen Punkte
zu erledigen, wurde ein Congreß, der in Cambray ge¬
hakten werden sollte, angeordnet.
Den Ruhcpunkt, welcher hier sich darbietct, benützen
wir zu einigen Worten über Oestreich. Wie viele und
große Anstrengungen hatten Heinrich IV., Richelieu und
Ludwig XIV. gemacht, um das Haus Habsburg zu de-
müthigcn! Ein Theit des Zwecks wurde erreicht: das
Kaiserthum schwand dahin, Deutschland mit seinen zahl¬
losen Fürstlein wurde Spielzeug und Spott des Auslan¬
des; Oestreich aber stand mächtiger da als je zuvor. Von
den Karpathen bis zum Schwarzwald, von der Südspitze
Siciliens bis zur Nordsee erstreckte sich sein Gebiet, und
ein Eugen, der einzige unbefleckte Diplomat jener Zeit,
hielt die Zügel des Ganzen in seiner siegreichen Hand.
Siebenbürgen, die westliche Wallachei, das nördliche
Servien und Bosnien, Ungarn, Mähren, Schlesien, Böh¬
men , das Erzherzogthum, Steiermark, Kärnthen, Krain,
Tyrol bis zum Bodensce, welch ein gediegner, schön ge¬
rundeter Bau! dann die Besitzungen im frnchtrcichen
Oberschwaben als Vorsprünge gegen Frankreich; die ge¬
segneten Lande an der Maas und Schelde; die Möglich¬
keit, von Ostende aus Seehandel zu treiben; die Gewiß-