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der Nemesis, d. i. der Göttin, welche frevelnden Uebermuth straft,
machen und auf dem Schlachtfelde aufstellen. Als ein anderes
Denkmal des Sieges wurde in einer öffentlichen Halle in Athen
ein Gemälde angefertigt, auf welchem Miltiades eine vor den
übrigen Feldherren hervorragende Stellung einnimmt, wie er gerade
die Krieger anfeuert, das Treffen zu beginnen.
Indessen erfuhr Miltiades noch den Undank seiner Mitbürger.
Wegen eines nicht durch seine Schuld fehlgeschlagenen Unterließ
mens gegen die Insel Paros,' welches große Summen gekostet hatte,
sollte er büßen und starb, als er den Ersatz des Geldes nicht
leisten konnte, im Gesängniß an einem Fußübel, das er sich auf
Paros zugezogen hatte.
§. 27.
Aristides. Thenn stokles.
Nach dem Tode des Miltiades nahmen Aristides und
Themistokles die hervorragendste Stellung in Athen ein.
Aristides hatte sich durch seine große Gerechtigkeitsliebe den Bei-
namen des Gerechten erworben und brachte dem Vaterlande durch
seine Uneigennützigst vielen Nutzen. Seine Mitbürger setzten
ein solches Vertrauen in seine Rechtlichkeit, daß sie Streitigkeiten
nicht vor die Gerichte brachten, sondern ihn als Schiedsrichter
wählten. Themistokles zeichnete sich durch seine außerordentlichen
Geistesanlagen aus und trachtete auch darnach, Großes im Staate
zu leisten. Nach der Schlacht von Marathon zog er sich mehr
von seinen Freunden zurück und wurde ernst und nachdenkend,
und wenn man ihn nach dem Grande dieser Veränderung fragte,
so antwortete er, die Trophäen des Miltiades ließen ihn nicht
ruhen. Er wollte aber auch der Einzige im Staate sein, dessen
Einfluß gelte, und daher bewirkte er, daß Aristides durch das
Scherbengericht oder den Ostrakismus verbannt wurde. Eine solche
Verbannung hatte nichts Schimpfliches, sondern war nur eine
vorübergehende und anständige Enisernnng aus dem Staate, welche
das Volk beschloß, wenn es glaubte oder sich bereden ließ, daß
ein Mann zu viel Einfluß im Staate erlangen und der Freiheit
gefährlich werden könnte.
Als nun Themistokles allein an der Spitze der gesammten
Bürgerschaft stand, bot er, in der sichern Voraussicht, daß der
Sieg von Marathon nur der Grund zu einem neuen, noch
größeren Kriege sein werde, allen feinen Einfluß aus, daß Athen
eine mächtige Flotte erhalte. Schon früher waren auf Antrag