Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

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vornehmsten und angesehensten Männer. Jetzt schien der Unter- 
gang Roms gekommen. Aber der besonnene Hannibal hielt die 
Stadt doch noch für zu fest, um sie sofort anzugreifen. Er ließ 
sich lieber den Vorwurf gefallen: „zu siegen verstehst du, Hanni- 
bal, aber nicht den Sieg zu benutzen," als daß er einem so ver¬ 
wegenen Vorschlage folgte. Denn auch sein Heer war durch 
so viele Schlachten sehr zusammengeschmolzen. Dringend bat 
er seine Mitbürger um Unterstützung. 
6. Wendung des Kriegsglückes; Syrakus; 
Hasdrübal. — Aber die Karthager waren keine Römer. 
Während diese auch im größten Unglück nicht verzagten und 
nach den blutigsten Niederlagen immer wieder neue Heere auf- 
stellten, konnten die Karthager selbst durch die glänzendsten 
Siege ihres Feldherrn nicht mit rechtem Kriegseifer erfüllt 
und zu ausreichenden Rüstungen getrieben werden. Sie ließen 
den Hannibal im Stich. Statt ihm Geld und Soldaten zu 
schicken, fragte wohl das habsüchtige Krämervolk, warum er 
kein Geld aus Italien nach Karthago sende. Daher sah sich 
Hannibal in seiner Kriegsführung gehemmt; große Schlachten 
gegen die immer frisch ausrückenden römischen Heere durste er 
nicht mehr wagen. 
Äwar hatte sich nach der Schlacht bei Cannä die große und 
reiche Stadt Syrakus aus Sizilien mit ihm verbunden; aber 
der thatfräftige römische Feldherr Claudius Marcellus, 
„das Schwert Roms", rückte vor die Stadt und begann sie mit 
Macht zu belagern. Es war ein langer, schwieriger Kampf. 
Denn in Syrakus lebte damals der berühmte Mathematiker 
Archimedes, der durch die von ihm erfundenen Maschinen 
die Stadt trefflich verteidigte. Seine Wurfgeschütze schleuderten 
mächtige Steinblöcke auf die Feinde und ihre Kriegsschiffe 
hinaus; kamen aber römische Fahrzeuge an die Mauer heran, 
so zogen Hebebalken, welche vorn eiserne Hände hatten, sie in 
die Höhe und stürzten sie dann plötzlich ins Meer zurück. Zwei 
Jahre lang konnten die Römer nichts ausrichten. Endlich ge¬ 
lang es dem beharrlichen Marcellus, durch einen Überfall in die 
«Stadt einzudringen. Er hatte seinen Kriegern befohlen, den 
Andrä, G riech.-röm. Geschichte. o
	        
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