Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

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Archimedes zu schonen. Der treffliche Mann saß, ohne zu 
hören, was draußen vorging, zu Hause, ganz in Nachdenken 
vertieft, vor Figuren, die er in den Sand gezeichnet hatte. Da 
stürmte ein plündernder Soldat herein, der nach Schätzen suchte. 
Ängstlich rief ihm Archimedes zu: „Zerstöre mir meine Kreise 
nicht!" Aber der Soldat stieß ihn nieder, ohne zu wissen, wen 
er tötete. — Wie in Sizilien, so gewannen auch in Italien die 
Römer allmählich die wichtigen Städte wieder, welche sich 
Hannibal angeschlossen hatten. Doch flößte ihnen der punische 
Löwe stets gewaltigen Schrecken ein, sobald er ihnen zuleibe 
rückte. Einst war er der Stadt Rom nahe gekommen, ohne doch 
einen ernstlichen Angriff auf die wohlbeschützte Stadt zu beab¬ 
sichtigen. In Rom liefen die Leute bebend und zitternd umher, 
und das Angstgeschrei: „Hannibal vor den Thoren!" ertönte 
durch alle Straßen. Es war eine unnötige Furcht; Hannibal 
war nur gekommen, um die im Felde stehenden römischen Heere 
zum Rückzüge uach Rom zu verlocken. Doch die Feinde ließen 
sich nicht täuschen, und Hannibal zog wieder ab. Nur eine 
erhebliche Vermehrung seiner Streitkräfte hätte ihm neue, 
größere Kämpfe möglich gemacht. Da kam denn auch endlich 
sein Bruder Hasdrüb al mit einem Hilfsheer aus Spanien 
herbeigezogen. Aber ehe dasselbe den Hannibal erreichte, wurde 
es von den Römern vernichtet. Hannibal wußte nichts von der 
unglücklichen Schlacht. Da fand man eines Morgens einen 
blutigen Kopf in seinem Lager — es war der Kops des gefallenen 
Bruders, den die Römer über die Wälle geworfen hatten. Da 
rief der Held traurig aus: „Wehe, jetzt sehe ich Karthagos 
Schicksal entschieden." 
7. Hannibal und Scipio. — Die Entscheidung kam 
bald. Die Römer hatten jetzt einen trefflichen Mann zum Feld- 
Herrn, den jungen Scipio. Dieser führte das Heer nach Afrika 
hinüber, griff die Karthager in ihrem eigenen Lande an und be- 
drohte ihre Hauptstadt. Da zitterten die Karthager; eiligst 
riefen sie den Hannibal zur Rettung des Vaterlandes herbei. 
Gewiß, es war schmerzlich für den großen Feldherrn, Italien, 
das Land seines Ruhmes, zu verlassen. Wehmütig schied er
	        
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