Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

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gut und wünschenswert ist, nichts ohne Arbeit und Mühe ge- 
währen. Wünschest du, daß die Götter dir gnädig seien, so 
mußt du die Götter ehren; willst du, daß deine Freunde dich 
lieben, so mußt du den Freunden nützlich werden; strebst du 
darnach, von deinem Vaterlande geehrt zu werden, so mußt du 
ihm Dienste leisten; willst du ernten, so mußt du säen; willst 
du deinen Körper beherrschen, so mußt du ihn durch Arbeit und 
Fleiß abhärten. Komm, folge mir! ich habe mit den Göttern, 
habe mit allen guten Menschen Verkehr. Meine Freunde sind 
geehrt bei jung und alt, geachtet in aller Welt, geliebt von 
den Göttern. Und kommt das Ende, so liegen sie nicht rühm- 
los in Vergessenheit begraben, sondern sie leben, von der Nach- 
welt gepriesen, im Andenken aller Zeiten. Zu solchem Leben 
entschließe dich, Herkules, und vor dir liegt das glücklichste 
Los." Hierauf verschwanden die Gestalten, und Herkules be- 
fand sich wieder allein. Er entschloß sich, den letzteren Weg zu 
gehen, den Weg der Tu g end. Da sollten ihm freilich schwere 
Arbeiten und Kämpfe auferlegt werden; allein er bestand mit 
Heldenkraft und wurde dadurch der Wohlthäter seines Vater- 
landes. 
3. Die zwölf Arbeiten. Der nemeische Löwe. 
— Um seinen Mut und seine Ausdauer zu prüfen, gab das 
Orakel zu Delphi dem Herkules den Befehl, dem Eurystheus, 
einem Könige im südlichen Griechenland, zwölf Jahre dienstbar 
zu sein und alles gehorsam auszuführen, was Eurystheus von 
ihm verlangen werde. In diesem Dienste vollbrachte er nun 
nacheinander zwölf Arbeiten. Die erste Arbeit, welche er 
zu verrichten hatte, bestand darin, daß er einen grimmigen 
Löwen erlegen sollte, der in dem Thale Nemea hauste. 
Dieses Untier verbreitete Angst und Entsetzen in der ganzen 
Gegend; menschliche Waffen konnten sein zottiges Fell gar 
nicht durchdringen. Als Herkules in den Wald kam, suchte er 
lange umsonst nach demLöwen; endlich gegen Abend sah er ihn 
auf einem Waldwege dahergelaufen kommen. Rasch verbarg sich 
Herkules hinter einen Baum, spannte seinen Bogen und schoß 
dem Löwen, als er nahe genug war, einen Pfeil in die Flanken
	        
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