Full text: Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte

— 18 — 
er am Eingange des Labyrinthes fest und leitete sich an dem- 
selben sort, bis er den Minotanr erreichte. Nun kam es zu 
einem grausigen Kampfe. Endlich erlag das Ungeheuer den un- 
ermüdlichen Angriffen des Helden: mit einem letzten furchtbaren 
Hiebe schlug ihm Theseus den Kopf ab. An dem Faden der 
Ariadne fand dann der siegreiche Kämpfer den Ausweg aus 
dem Labyrinth wieder. Das schwere Werk war herrlich voll- 
bracht. 
8. Tod des Ägeus. — Die geretteten Jünglinge und 
Jungfrauen eilten nun, nach ihrer Vaterstadt Athen zurückzu- 
kehren. Der Trauerfahrt nach Kreta folgte eine Wonnefahrt 
nach der Heimat. Keiner der glücklichen jungen Menschen dachte 
in seiner Freude daran, daß in dem Schiffe noch das alte, 
schwarze Segel aufgezogen war; auch Theseus hatte vergessen, 
es mit dem weißen zu vertauschen. Aber der alte König Ägeus 
hatte schon viele Tage laug von einem hohen Felsen der Meeres¬ 
küste nach dem weißen Segel ausgeschaut. Endlich erblickt er 
in der Ferne das wohlbekannte Schiff, wie es rasch über die 
blaue Flut heranfährt; aber es trägt das Unglückszeichen, das 
schwarze Segel. Da glaubt der Greis seinen trefflichen Sohn 
tot; er selber will nicht länger mehr leben und stürzt sich ver- 
zweislungsvoll in das Meer. Seitdem wurde das Meer, welches 
Griechenland im Osten umgiebt, das ägäische Meer genannt. 
9. Theseus, König von Athen. — Groß war die 
Freude der Athener, als sie erfuhren, daß der totgeglaubte 
Theseus und alle seine Begleiter am Leben seien, und wie Herr- 
lich der edle Königssohn das kühne Wagnis bestanden habe. 
Bereitwillig erkannten sie ihn für die dem Lande erwiesene 
Wohlthat als ihren König an. Und der ruhmstrahlende Held 
zeigte bald, daß er auch weise und wohlthätig zu regieren ver- 
stehe. Er erhob Athen zur Hauptstadt des umliegenden Landes 
und gab gute Gesetze, unter denen der Staat rasch und kräftig 
emporblühte. Unter seiner Regierung galt Athen in ganz 
Griechenland als ein Sitz der Gerechtigkeit und menschlicher 
Sitte, als eine gastliche Zufluchtsstätte aller Bedrängten und 
Verfolgten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.