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anzugreifen, den ersten Pfeil des Feindes abzuwarten und mit dem
Schilde aufzufangen und dann rasch anf ihn loszustürzen. Ferner
befestigte er die schon vorhandenen Burgen und gründete neue; denn
feste Plätze zu belagern verstanden die Ungarn nicht. Um in den
Burgen eine Besatzung zu haben, verordnete Heinrich, das; von den
kriegspflichtigen Landbewohnern immer der neunte Mann in die Burg
ziehen sollte. Die übrigen Landbewohner mutzten deu dritten Teil
der Früchte nach der Burg liefern; denn die Burg diente allen als
Zufluchtsort.
4. Kampf mit den Slaven. (Gründung der Nordmark, 928.)
Zuerst übte Heinrich feilte neuen Krieger im Kampfe mit einem
geringeren Feinde, dem slavischen Stamme der Wenden, die östlich von
der Elbe wohnten. Sie waren ebenfalls kräftige Menschen, aber nicht
sehr groß. Von den Deutschen unterschieden sie sich durch dunkles
Haar und dunkle Augen. Als die Deutschen schon lange das Christen¬
tum angenommen hatten, waren die Wenden noch wilde Heiden.
Deshalb unternahmen sie häufige Raubzüge über die Elbe. Vor dem
König Heinrich zogen sie sich in den festen Ort Brennabor, d. H.
Warte am Walde (heute Brandenburg), zurück. Weil Sümpfe deu
Ort umgaben, glaubten sie sich hier sicher. Aber es trat ein strenger
Frost ein. Heinrich rückte über das Eis vor die Stadt und erstürmte
sie. Die Wenden mufzteu versprechen, Christen zu werden. Um die
Grenze zu sichern, baute Heinrich aus der linken Seite der Elbe
mehrere Burgen. Ans einem Hügel wurde ein Turm errichtet. Um
den Turm zog sich ein tiefer Graben. Jede Burg war mit Kriegern
besetzt. Dieses mit Burgen befestigte Grenzgebiet nannte man die
Nordmark. Sie wurde von einem Markgrafen verwaltet.
5. Zweiter Kampf mit den Ungarn. Als nach nenn Jahren
die Gesandten der Ungarn den Tribut forderten, wurden sie leer zurück¬
geschickt. Später hat man erzählt, Heinrich habe ihnen einen an
Ohren und Schwanz verstümmelten Hund, ein altes Zeichen des ärgsten
Schimpfes, überreichen lassen. Ergrimmt kamen jetzt die Ungarn in
groszen Scharen, um bittere Rache zu nehmen. Heinrich tras sie bei
Merseburg. Dem deutschen Heere voran wehte das Hauptbanner,
welches der Engel hieß, da es mit dem Bilde des Erzengels Michael
geschmückt war. Begeistert griffen die Deutschen an, und schnell
wandten sich die Ungarn zur Flucht. Die deutschen Gefangenen,
welche schon die Ungarn als Sklaven zusammengetrieben hatten, sahen
sich unerwartet befreit. Da siel Heinrich mit dem Heere nieder und
dankte Gott für den Sieg.
6. Entwickelung städtischen Lebens. Dem König Heinrich ver¬
dankt Norddeutschland das Emporkommen der Städte. Sie ent¬
wickelten sich hier gewöhnlich um die Burgen. Anfangs hatten die
Sachsen einen Widerwillen gegen das Stadtleben. Bald erkannten sie,
wie sicher man in der Nahe der Burg wohne; denn das ganze Gebiet
war mit einer Mauer umzogen. Heinrich begünstigte die Städte.