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Land zerrütteten, kamen ihm hierbei sehr zu statten. Schlau
mischte er sich in diese Streitigkeiten ein und täuschte die ©rie¬
chen durch bestochene Verräter über seine Absichten, so daß sie
den Warnungen des großen athenischen Redners Demosthenes
kein Gehör schenkten. Als sie endlich gegen den König die
Waffen ergriffen, war es zu spät. Philipp besiegte sie in der ent-
scheidenden Schlacht bei Chäronea. Hier verlor Grie-
chenland feine Unabhängigkeit und geriet unter die
Herrschaft der Macedonier. — Noch weiter suchte der eroberungs-
süchtige König seine Macht auszudehnen und rüstete sich zu
einem Kriegszuge gegen die Perser; da ereilte ihn der Tod.
Es folgte ihm auf dem Throne sein Sohn Alexander der
Große.
2. Alexanders Jugend. — Alexander zeigte schon
als Knabe einen hochstrebenden Sinn und eine rege Begierde
nach ruhmwürdigen Thaten. Mit Begeisterung las er die alten
Heldenlieder der Griechen, ergötzte sich an den Kämpfen vor
Troja und bewunderte aufs höchste den gewaltigen Achilles,
die Krone der Helden. Ihn nahm er sich zum Vorbilde, ihm
ähnlich zu werden an kriegerischem Ruhme war sein glühendes
Verlangen. Als einst ein neuer Sieg seines Vaters gemeldet
wurde, sah man ihn bei dem allgemeinen Jubel ganz ernst und
traurig. „Ach," rief er schmerzlich aus, „mein Vater wird mir
nichts mehr zu thun übrig lassen." In allen Leibesübungen
zeichnete er sich ans; an Raschheit und kühnem Mute that's
keiner ihm zuvor. Doch verschmähte er es, sich an den öffent¬
lichen Wettkämpfen der Griechen zu beteiligen. „Ich kann da
ja nicht," sagte er stolz, „mit Königssöhnen um die Wette
laufen." Einmal wurde seinem Vater ein prächtiges, aber sehr
wildes Pferd, Bucephälus genannt, zum Kaufe angeboten.
Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an demselben, aber
keinen ließ es aufsitzen. Schon befahl der König, das Tier als
unbrauchbar wegzuführen. Da bat der junge Alexander den
Vater, auch ihm einen Versuch zu gestatten. Er erhielt die Er-
laubnis, faßte das Pferd beim Zügel und führte es gegen die
Sonne. Denn er hatte bemerkt, daß es vor seinem eigenen