Full text: Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte (Vorstufe)

40. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 
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40. Friedrich Wilhelm, der Große Rurfürst, 
1640-1688. 
I i. Friedrich Wilhelms Jugend. Georg Wilhelms Sohn 
Friedrich Wilhelm wuchs unter den Stürmen des Dreißigjährigen 
Krieges auf. Oft mußte der junge Prinz vor den plündernden Kriegs- 
Horben fliehen und an festen ©rten, z. B. in Küftrin, Sicherheit suchen. 
Da kam sein ©heim, ber Schroebenftöttig Gustav Rbolf, nach Berlin (1631), 
unb in ihm sah ber Prinz bas Dorbilb eines tüchtigen Fürsten; ihm 
gleich zu kommen war seitbem sein eifrigstes Bestreben. Da währenb 
ber unruhigen Seit an eine regelrechte Rusbilbung bes Prinzen im eignen 
£anbe nicht zu benken war, so würbe er nach hollanb geschickt, bas 
bamals in hoher Blüte stanb. Frtebrtch Wilhelm stubierte in ber Unt= 
versitätsstabt Leiben unb verweilte auch einige Zeit zu Haag am 
Hofe seines ©Heims, bes kriegskunbigen, staatsklugen Statthalters Heinrich 
von ©ranien. Dort herrschte ein lockeres Leben, unb man versuchte, 
ben jungen Prinzen in bie Schwelgereien hineinzuziehen. Er aber wiber- 
stanb ber Versuchung unb verließ ben Hof mit ben Worten: „Ich bin 
es meinen Eltern, meiner Ehre unb meinem £anbe schulbig." Er 
begab sich ins Felblager zu seinem ©heim, ber bamals bie Stabt 
Breba belagerte. Heinrich nahm ihn freunblich auf unb sagte: „(Eure 
Flucht ist helbenmütiger, als wenn ich bas belagerte Breba eroberte. 
Detter, Ihr habt bas getan, Ihr werbet mehr tun. Wer sich selbst be¬ 
siegt, ist großer Taten fähig." — Der Prinz war von vielem, was er 
in hollanb sah, begeistert. Die Kunst, ber Gewerbfleiß, ber rege hanbel, 
bie ausgebehnte Schiffahrt — alles bas erfüllte ihn mit Berounberung. 
Was er in hollanb kennen lernte, bas suchte er später für sein eignes 
£anb zu verwerten. 
2. Friedrich Wilhelms Regierungsantritt. HIs Frtebrtch 
Wilhelm als zwanzigjähriger Jüngling 1640 bie Regierung übernahm, 
fanb er sein £anb in einem traurigen Zustanbe. Sowohl in ben £anben 
im Westen wie in Branbenburg unb in Preußen lagert balb bie Schweben 
unb balb bie Kaiserlichen. Er schuf sich zunächst ein zuverlässiges Heer. 
Nun konnte er seine Grenzen gegen bie umherstreifenben Kriegsscharen 
schützen unb bei ben Friebensnerhanblungen seinen Ansprüchen Beachtung 
verschaffen. Im Westfälischen Frieben 1648 erhielt er Hinterpommern 
unb bie früheren Bistümer Kammin, ITtagbeburg, Halberstabt unb HTinben. 
flnbrä, Lehrbuch d. Gesch. f. höh. Mädchenschulen. Vorstufe. 6
	        
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