Full text: Vaterländische Geschichte (1a)

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V. Die beiden ersten preußischen Könige. 
gütlich tun durfte; und aus zwei Springbrunnen floß roter und 
weißer Wein. 
Als König hieß Friedrich nun Friedrich I. Der hohe Titel 
war für seine Nachfolger eine Mahnung, ihrem an Umfang noch 
kleinen Staate die dem Namen entsprechende Stellung unter den 
Staaten Europas zu verschaffen. 
War auch die Prachtliebe des Königs dem Volkswohlstand 
nicht förderlich, so entsprang doch aus ihr auch seine Förderung 
der Kunst und Wissenschaft. Hierin unterstützte ihn seine 
Gemahlin, die geistvolle Sophie Charlotte. Aber für das 
Land war es ein Segen, daß der zweite König anders geartet 
war als der erste. 
2. Friedrich Wilhelm I. 1713-1740. 
Als der neue König Friedrich Wilhelm I. von der Bahre 
seines Vaters in sein Zimmer zurückkehrte, ließ er sich die 
lange Liste der Hofbeamten bringen und strich sie von Anfang 
bis zu Ende durch. Sparsamkeit sollte von nun an die oberste 
Pflicht des Königs werden. Wenn das junge Königreich Macht 
entfalten sollte, so mußte es durch äußerste Sparsamkeit sich 
Geldmittel und mit diesen sich Soldaten schaffen. In der 
Sparsamkeit ging der König allen mit gutem Beispiel voran. Er 
war der erste europäische Fürst, der beständig Soldatenuniform 
trug; seitdem wurde der Rock des Soldaten das Kleid der Könige. 
Der Mittagstisch der königlichen Familie war einfacher und 
bescheidener als derjenige wohlhabender Bürger. Gar oft sah 
der König den Küchenzettel persönlich durch und strich Gerichte 
fort, die ihm überflüssig oder zu teuer schienen. 
Nur was dem praktischen Nutzen diente, schätzte der 
König; Wissenschaft und Kunst verachtete er. Aber was seinem 
Staate nützte, dafür hatte er einen überaus scharfen Blick. 
Heftig aufbrausend und jähzornig, schlug er mit dem Krückstock 
drein, wo er Unredlichkeit oder Trägheit bemerkte. Wie er 
denn einmal den Torschreiber, der morgens faul im Bett lag 
und die Bauern warten ließ, eigenhändig aus dem Bett prügelte. 
(Damals wurden die Stadttore abends geschlossen und morgens 
wieder geöffnet; wer in die Stadt wollte, mußte warten, bis das
	        
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