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109. Die Flavifchen Kaiser 69—96.
Vom Senate als Kaiser anerkannt, führte er im Staatswesen und im
Heere wieder Zucht und Ordnung ein.
Zerstörung Jerusalems 70. Titus, sonst als milde gerühmt, ließ Je-
rusalem. nachdem er es trotz hartnäckigster Verteidigung erobert hatte, von Grund
aus zerstören und führte das Volk zu Hunderttausenden in die Knechtschaft weg
(Geschichtswerke des jüdischen Feldherrn Flavius Josephus, eines Zeitgenossen und
Freundes des Vespasian, vgl. S. 147). Ein letzter Aufstand Judäas (um 134)
schlug abermals fehl. Seitdem hat sich das Volk der Juden in die verschiedenen
Länder des Römerreiches zerstreut.
2. Kitus (79—81), fchon seit 70 der angesehene Mitregent seines
Vaters, folgte demselben, als „die Liebe und Wonne des Menschen-
geschlechtes" begrüßt, in der Herrschaft nach. Doch starb er schon nach
zwei Jahren.
In seine Regierungszeit fällt unter anderem der Bau des Titusbogens (aus
Anlaß des Sieges über die Juden) und die Vollendung des „Kolosseums", ferner
jener verheerende Ausbruch des Vesuvs (vom Jahre 79), durch welchen Pompeji,
Herculanum und Stabiä verschüttet worden sind.
3-. Domitianus (81—96), ein Bruder des Titus, artete nach hoff-
uungsreichen Anfängen bald in Grausamkeit und Ausschweifung aus,
verfolgte die Christen und führte ruhmlose Kriege am Rhein und an
der unteren Donau. Er fand den Tod durch eine Verschwörung (96).
Unter Domitian hat der Feldherr Agricola die Insel Britannien völlig,
unterworfen (vgl. Tacitus S. 214); hingegen wurde ein Krieg mit den D aci ern,
welche jenseits der unteren Donau wohnten, unrühmlich beigelegt.
§ 110.
Höchster Machtstand unter den Adoptivkaisern 96—180.
1. Nerva (96—98). Nach Domitians Tod war der Senator Nerva
zur Regierung berufen worden. Mit ihm hebt die Reihe der sogenannten
Adoptivkaiser an, wohlgesinnte und tüchtige Fürsten, die durch jeweilige
Adoption verlässige Nachfolger bestimmten. Unter ihnen genoß das
Reich eine fast hundertjährige Ruhe und Wohlfahrt.
Nerva, schon bejahrt und kränklich, starb im zweiten Jahre seiner Regierung.
Er hatte noch bei Lebzeiten den Spanier Ulpius Trajanus, einen erprobten
Feldherrn und Statthalter, der die Provinz Kleingermanien (am linken Rheinufer)
verwaltete und in Köln seinen Sitz hatte, als Mitregenten angenommen und zu
seinem Nachfolger ernannt.
2. Krajanus (98—117) war ein tapferer Kriegsherr und ein red-
liehet: Fürst. Er unterwarf in mehrjährigen Feldzügen (101—106) die
®acter (vgl. oben, Abs. 3) und romanifierte ihr Land, das heutige