Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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Bei der Gründung neuer Städte verfuhr mau ähnlich wie 
bei der Anlage von Dörfern, nur war die erworbene Bodenfläche 
größer. Man schuf große Gemeinden mit Selbstverwaltung. Die 
Städte zeigen fast alle denselben Bauplan. In der Mitte wurde 
der viereckige Marktplatz (Ring) angelegt, auf dem das Rathaus 
seinen Platz fand. . Vom Markte gehen rechtwinklig die Straßen 
aus. Die Pfarrkirche baute man auf einen Platz in der Nähe 
des Marktes. 
3. Die Bedeutung der Besiedlung. Während unter den letzten 
Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, begründeten deutsche Bauern, 
Bürger, Mönche, Priester und Ritter die Herrschaft ihres Volks- 
tums auf einem Gebiete, das jetzt etwa. 8/ö des Deutschen Reiches 
bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germani- 
sieruug der Slawenländer als „eine Großtat des deutscheu Volkes 
im Mittelalter" bezeichnet. 
Irankreich und England zur Zeit der stcrufifchen Kaiser. 
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kape- 
tinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zn gründen, Unterstützung 
an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schützten, an der Geistlich' 
teil und an den Städten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. 
L u d w i g VI. (1137—1180) beteiligte sich mit Konrad III. am 2. Kreuzzuge. 
Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem 
Thronerben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hälfte von 
Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn PHilipp II. mit dem 
Beinamen Augustus, d. h. Mehrer des Reiches, (1180—1223) ist einer 
der größten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard 
Löwenherz am 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rücksichtslosen Politik 
gelang es, die königliche Macht zu stärken und die englischen Besitzungen in 
Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Engländer und den mit ihnen 
verbündeten Kaiser Otto IV. in der Schlacht bei Bouvines. Gegen 
Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die zur Aus- 
breitung der Kapetingischen Macht über Südfrankreich führten (um 1234). 
Unter Philipp II. August erwachte das französische National- 
bewußtsein. Da sich die Päpste in den Kämpfen mit Kaiser Friedrich II. auf 
Frankreich stützten, begann dessen Ansehen und Einfluß auf Kosten Deutsch- 
lands zu steigen. Unter Philipps II. Enkel, Ludwig IX., dem Heiligen 
(1226—1270), für den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, ftieg die 
Königsmacht immer mehr. Ludwig stellte die öffentliche Sicherheit her, 
förderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zölle 
und des Münzwesens und durch Begünstigung von Handel und Gewerbe. 
Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, 
des Parlaments, in Paris. 
Atzler, beschichte für Lehrerseminare. 8
	        
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