Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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diese Forderung in würdiger Weise ab und ließ dem Botschafter mit- 
teilen daß er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. 
Bismarck hatte längst erkannt, daß Frankreich auf eine Demü¬ 
tigung Preußens hinarbeite. Als ihm am 13. Juli 1870 das 
amtliche Telegramm über den Vorgang in Ems zuging, veröffent¬ 
lichte er eine Depesche, die sich zwar an den Wortlaut jener Mit¬ 
teilung hielt. aber kürzer gefaßt war und in dieser Form bei den 
Franzosen den Eindruck hervorrief, als sei Frankreich in der Person 
setnes Botschafters beleidigt worden. Im ganzen Lande entstand 
eine ungeheure Entrüstung. Nur der greife Abgeordnete Thiers 
wagte m der stürmischen Kammersitzung vom 15. Juli feine Stimme 
gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien und 
die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prüfung des Sachverhalts 
die Mittel für den Krieg. Schon am 19. Juli traf die Krieas- 
ertlarimg in Berlin ein. 
(x 2; Sjl Klicgsbegristerung, in Deutschland und die deutsche 
Heeres auf stellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene 
Krieg rief m Deutschland eine Begeisterung hervor, wie sie das 
preußische Volk im Frühling von 1813 ergriffen hatte. In der 
Erinnerung an jene Zeit erneuerte König Wilhelm am Sterbetage 
der Königin Suife den Orden des Eisernen Kreuzes. Schnecken- 
burgers Lied Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesang. 
Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stämmen schwand. Süd- 
Deutschland trat nach dem Beispiel des hochherzigen Königs von 
Bayern auf die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den 
militärischen Vorbereitungen in Preußen gleichen Schritt. 
Da Kaiser Alexander von Rußland versprach, 300 000 
Mann gegen Österreich mobil zu machen, wenn dieses Preußen 
angreifen sollte, konnte König Wilhelm fofort fast das gesamte 
stehende Heer gegen Frankreich verwenden. Zum Schutze der See- 
küste gegen Landungsversuche der Franzosen wurden 90000 Mann 
unter dem Oberbefehl des Generals Vogel von Falckenstein 
zurückgelassen. Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite 
nach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Mottle, 
sorgfältig ausgearbeiteten Plane. Schon zehn Tage nach der Kriegs¬ 
erklärung standen die deutschen Heere an der französischen Grenze. 
Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf¬ 
gestellt. Die I. Armee, 60 000 Mann unter dem Befehle des 
Generals von Steinmetz, sammelte sich als rechter Flügen 
- ..^/marck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emfer Depesche. — Die 
sranzotlsche Kriegserklärung. - Thronrede König Wilhelms I. am 19. Juli 
1870. — ». ©öbei, Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wil- 
^ « rir^ Erbebung des deutschen Volkes im Jahre 1870. Atzler, Qu. 
u. L. III. Nr. 42, 43, 44 u. 45.
	        
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