Full text: Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart (Mittelkursus)

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2. Brandenburg unter Sigismund. Nach Karls IV. Tode kam 
Brandenburg an feinen jüngeren Sohn Sigismund, während 
Wenzel, der älteste Sohn, Böhmen erhielt. Sigismund hatte in 
Ungarn, dem Erblande feiner Gemahlin, viele Kämpfe zn bestehen 
und konnte sich deshalb um die Mark nicht kümmern. Da er sich 
auch häufig in Geldverlegenheit befand, verpfändete er sie 1388 
an feinen Vetter Jobst von Mähren. Auch dieser war nicht 
auf das Wohl Brandenburgs bedacht, sondern suchte aus dem Lande 
möglichst viel Geld zu ziehen. Deshalb sah es in der Mark bald 
so traurig aus wie zur Zeit des Interregnums. Die Ritter führten 
miteinander und mit den Städten blutige Fehdeu, in denen viele 
Dörfer zerstört, die Felder verwüstet uud die Herden der Bauern 
weggetrieben wurdeu. An allen Wegen lauerten die „Strauchritter" 
oder „Schnapphähne" auf die Warenzüge der Kaufleute, uud viele 
Gefangene schmachteten in den Burgverliesen der adligen Räuber. 
Am schlimmsten trieben es die beiden Brüder Hans uud Dietrich 
von Quitzow (kwitzo). 
Im Jahre 1402 verpfändete Sigismund die Neu mark an 
den Deutschen Ritterorden. 
Krandenvnrg unter den ersten zehn 
Knrfnrsten ans dern Danse DohenzoUern, 
1415-1640. 
1415-1440 Friedrich I., 1415—1440. 
1. Die Übertragung der Statthalterschaft in der Mark an 
Friedrich VI. von Nürnberg. Als Jobst vou Mähren 1411 
gestorben war, wurde Kaiser Sigismund wieder Besitzer der Mark. 
Deshalb schickten die Brandenburger eine Gesandtschaft nach Ofen, 
wo sich Sigismund damals aufhielt. Die Gesandten sollten ihm 
huldigen, ihm aber auch die traurigen Zustünde im Lande schildern 
und ihn bitten, selbst in die Mark zu kommen. Sigismund, der 
erst kurze Zeit vorher zum Kaiser gewählt worden war, wurde aber 
von den Angelegenheiten seiner Erbländer und des Deutschen Reiches 
so in Anspruch genommen, daß er nicht selbst in die Mark kommen 
konnte. Deshalb sandte er seinen vertrauten Ratgeber nnd besten 
Freund, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg, als 
Statthalter nach Brandenburg. Er ernannte ihn 1411 zum erblichen 
Hauptmann der Mark und behielt sich nur die Kurwürde vor. Um 
H afstiz, Microcronicon Marchicum: Die Not der Mark unter Jobst 
von Mähren. Atzler, Qu Nr. 59. — Ranke, Der erste Hohenzoller in der 
Mark. G. P. R. I, 304. — Burggraf Friedrich von Nürnberg wird 
Verweser und oberster Hauptmann der Mark. Atzler, Qu. Nr. 60.
	        
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