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am 12. Oktober 1492, fand der kühne Seefahrer endlich eine Insel.
Er nannte sie San Salvador (ßan ßalvadör), d. H. Erlöserinsel.
Sie gehört zu den Bahamainseln. Die Bewohner waren von
braunroter Farbe. Gutmütig schenkten sie den Spaniern die Gold¬
bleche, die sie als Schmuck trugen. Da sie durch Gebärdeu zu
verstehen gaben, daß das Gold aus Süden stamme, fuhr Kolumbus
in dieser Richtung weiter und fand die Inseln Kuba uud Haiti
(a-itl). Dann segelte er nach Spanien zurück, wo er mit Jubel
empfangen wurde.
Er unternahm noch drei Reisen und entdeckte die Insel
Trinidad und die Mündung des Orinoko. Trotz der Ver¬
dienste, die er sich um Spanien erworben hatte, erfuhr Kolumbus
nnr Undank. Er starb 1506 in ärmlichen Verhältnissen.
Bis zn seinem Tode glaubte Kolumbus, daß er auf seinen
Fahrten nach Westen Indien entdeckt habe, und noch heute erinnert
hieran der Name „Westindien". Erst spätere Reisende erkannten,
daß zwischen Europa und Asien ein großer Erdteil liege. Dieser erhielt
seinen Namen nicht nach seinem Entdecker, sondern wurde „Amerika"
genannt nach dem italienischen Gelehrten Amerrgo Vespucci
(weßpütschi), der zuerst eine Beschreibung der neuen Welt veröffentlichte.
3. Die Folgen der Entdeckungen. Die Entdeckungen der
Portugiesen und Spanier gaben dem Weltverkehr eine neue Richtung.
Infolgedessen verloren die italienischen und süddeutschen Handels¬
städte ihre Bedeutung, während sich die westlichen Küstenstaaten
zu großen Seemächten entwickelten. Zwischen Amerika und Europa
fand bald ein lebhafter Handelsverkehr statt. Es gelangten auch
einige bisher unbekannte Erzeugnisse nach Europa, die bald unent¬
behrliche Bedürfnisse wurdeu, wie der Tabak und die Kartoffel.
Von besonders großem Einfluß auf die europäischen Verhältnisse
wurde das in gewaltigen Mengen einströmende Edelmetall. Kaiser
Karl V., dem Spanien gehörte, konnte mit dem amerikanischen Gold
und Silber die Landsknechtsheere (S. 78) unterhalten und zahlreiche
Kriege führen.
Fünfter Zeitraum.
Das Zeitalter dev
1517—1648»
Die Anfänge der Kirchentrennung bis zum Reichstage zu
Augsburg, 1530.
1. Die kirchlichen Zustände zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Obgleich im 15. Jahrhundert die Frömmigkeit in allen Bevölkerungs-
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