Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

§5 
den Kampf vor, und die Landleute flüchteten mit ihrer Habe in die 
festen Plätze. Im Frühjahr 933 drang ein großes Ungarnheer in 933 
Thüringen lntu Sachsen ein und verwüstete das Land. Der König 
hatte mit seinem Reiterheer bei Ri ade an der Unstrut ein festes 
Lager bezogen. Bon hier aus ging er gegen die Hauptmacht der 
Ungarn vor, um die Feinde gänzlich zu vernichten. Als die wohl¬ 
geordneten Reiterscharen Heinrichs zum Angriffe vorrückten, hielten 
die Ungarn aber nicht stand, sondern jagten in wilder Flucht davon. 
In ihrem Lager fand der König viel Beute und zahlreiche Gefangene, 
denen er die Freiheit wiedergab. Den Tribut, den er früher den 
Ungarn zahlen mußte, überwies er der Kirche zur Verteilung an die 
Armen. Durch die Vertreibung der Ungarn erwarb sich Heinrich 
großes Ansehen, und sein Ruhm verbreitete sich über ganz Deutschland. 
4, Heinrichs Ende. Als Heinrich sein Ende herannahen fühlte, 
berief er die Großen des Reiches und empfahl ihnen seinen Sohn 
Otto zum Könige. Bald darauf starb er, 936. Er wurde indem 
von ihm gegründeten Kloster zu Quedlinburg an der Seite 
seiner Gemahlin Mathilde begraben. 
Otto I., der Große, 936—973. 936-973 
1. Seine Wahl und Krönung. Wie Heinrich I. es gewünscht 
hatte, wurde sein Sohn Otto zum Könige gewählt. Dieser begnügte 
sich aber nicht mit der Wahl, sondern verlangte, in feierlicher Weise 
gekrönt zit werden. Darum versammelten sich die Großen des 
Reiches in der alten Kaiserstadt Aachen. In der Kaiserpfalz ließ 
sich der junge Herrscher auf dem Marmorthrone Karls des Großen 
nieder, _ und die Herzöge und Großen huldigten ihm, indem sie 
ihm mit Handschlag Treue gelobten. Hierauf begab sich Otto an 
der Spitze der Herzöge, Fürsten und Grafen in den Dom, wo ihn 
die Geistlichkeit erwartete. Jubelnd begrüßte ihn das Volk als 
König. Die Bischöfe führten Otto zum Hochaltar, wo die Abzeichen 
der königlichen Würde: Schwert uud Wehrgehenk, Mantel und 
Spangen, Stab, Zepter uud Krone, bereit lagen. Der Erzbischof 
von Mainz überreichte sie ihm mit ernsten Worten. Als er dem 
jungen Herrscher das Schwert gab, sprach er zu ihm: „Nimm hin 
dies Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn, Heiden und 
schlechte Christen! Denn darum hat dir Gottes Wille alle Gewalt über 
das Reich der Franken verliehen, daß die ganze Christenheit sicheren 
Frieden gewinne!" Zuletzt salbte er den König mit heiligem Öle und 
setzte ihm unter Beihilfe des Erzbischofs von Cöln die Krone auf 
das Haupt. 
Giesebrecht, Otto d. Gr. Wahl und Krönung. B. 159. 
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