Object: Großes Lehrbuch der Geographie (Ausg. C)

Rußland. 
303 
Flüsse und benachbarten Meere miteinander in Verbindung zu bringen. Das 
Kanalnetz ist 2000 km lang, leidet aber so sehr unter Wassermangel, daß 
es auf weite Strecken hin nicht mehr schiffbar ist. Es zerfällt in 2 nicht 
miteinander verbundene Netze: 
a. Das N.W.-Kanalnetz für Wolga, Newa, Lädoga Onega, Jlmen hat einen un¬ 
unterbrochenen Wasserweg von Astrachan über Nischui Nowgorod als Mittelpunkt nach 
St. Petersburg und der Mündung der Dwina. 
b. Das S.W.-Wassernetz für Dnjepr, Düna, Meinest Weichsel bis Neschawa an der 
deutschen Weichselgrenze. Schiffbarkeitsdauer im N. 5—6, im S. 8—9 Monat. 
Die Wolga ist verbunden vermittels der Oka und des Don mit dem Schwarzen 
Meere, vermittels des kleinen Bjelo-Sees und der Onega sowie der Kama und Dwina 
mit dem Nördlichen Eismeere; mit der Newa durch 3 Kanalstraßen, deren wichtigste, die 
von Wyschni Wolotschök, nach dem Wölchow führt. 
Für die altberühmte Schleppstelle von Zarizyn am Knie der Wolga, das nur 
63 km vom Knie des Don entfernt ist, wo dereinst ostindische Waren für Venedig und 
Genua übergeführt wurden, ist der Entwurf eines Kanales fertig gestellt, der 98 km 
lang werden und eine Höhe von 85 m durch 30 Schleusen ersteigen soll. Der großen 
Schiffahrt wird er aber weniger dienen können, da das Asöwsche Meer nur 4z m tief ist. 
Von anderen großen Plänen, so einer tiefen Fahrstraße zwischen Ostsee und Schwarzem 
Meere, reden die russischen Zeitungen oft. 
Das Klima muß bei einer so weiten Landerstreckung sehr verschiedenartig„sein, aber 
schroffe Grenzen kommen nicht vor. 400000 qkm gehören der kalten, das Übrige der 
gemäßigten Zone an. Im ganzen Gebiete mit Ausnahme der Landschaften an der Ostsee 
ist es binnenländisch, mit so harten Wintern, daß im Januar in den meisten Landschaften 
des Innern das Quecksilber gefriert, während ein kurzer, aber sehr heißer Sommer alle 
mitteleuropäischen Halmfrüchte zeitigt. Unter dem Einflüsse der eisigkalten Winde aus 
N. und N.O. sinkt die Januar-Temperatur von Moskau im Durchschnitt auf rund — 11°, 
hingegen steigt die Durchschnittswärme des Juli auf +19" (das mittlere Deutschland 
hat 0" und -l- 20"), wobei absolute Minima von — 42,5° beobachtet sind. Der Schnee 
liegt ununterbrochen vom 10. Dezember bis 10. März. Kronstadt hat 220 eisfreie Tage, 
Nischni Nowgorod 225, Moskau 218, Riga 236, Taganrog 248. 
Bezeichnende Mitteltemperaturen sind für 
St. Petersburg 
Libau .... 
Warschau . . 
Januar 
- 9,4 
- 3,2 
- 4.5 
Juli 
17.8 
16.9 
18.8 
Kiew . . 
Jalta . . 
Astrachan 
Januar Juli 
— 6,i 19,i 
— 4,3 24,7 
— 7,1 25,5 
Die n. Hülste steht besonders unter dem Einflüsse der W.- und S.W.-Winde aus 
dem offenen Tore n. der Karpaten, die namentlich im Sommer Feuchtigkeit genug mit 
sich bringen, um üppigen Waldwuchs im s. Teile dieser Hälfte zu ermöglichen. Die Regen¬ 
menge ist jedoch nirgends bedeutend und nimmt von N.W. nach S.O. hin stetig ab. Es 
überwiegt der Sommerregen in der weiten Ebene. Jedoch hat die baltische Küste Herbst 
regen, während in der s. Steppe der Frühling viel feuchter ist als der Herbst und darum 
den schönsten Blumenteppich in wenigen Tagen hervorzaubert. Die Krim erfreut sich als 
ein Land des Mittelmeerklimas starker Winterregen. 
Boden und Pflanzenwnchs. 1) Der breite Gürtel der Tundren um das Eismeer 
entspricht im ganzen einem Gebiete der Gletscherbedeckung in der Eiszeit. Moränenschutt 
und Lehm wechseln hier mit Sandstreifen und Sumpfboden, der im Sommer ganz 
ungangbar ist. 8—9 Monate Winter. — 2) Es folgt das von Sümpfen, Wiesen und 
Ackern durchsetzte russische Waldgebiet südwärts bis zu einer Linie vom Jlmen-See nach 
der oberen Wolga bis zur unteren Kama. Den Schätzen dieser Wälder verdankt Ru߬ 
land die Stoffe zu den Holzhäusern ^ der weiten Dörfer und zu seiner hochentwickelten 
Holzindustrie, aber das „hölzerne Rußland" ist arg daran, sich dieser Schätze selbst zu 
berauben. Die Waldverwüstung soll jährlich einen Flächenraum vom Umfange 
Schleswig-Holsteins verheeren, ooch samt sich der Wald vielfach von selbst wieder an, 
und iz Mill. qkm sind geschützter Regierungsforst. Die schwerzugängliche Lage der 
1 S. im Bilderanhange bei den menschlichen Wohnstätten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.