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4. Die Oerfassungsgedenksäule im Frankenlande.
Als einer her ersten deutschen Fürsten erfüllte König Maximilian
Joseph von Bayern das im wiener Kongreß*) den Völkern Deutschlands
gegebene Versprechen, die Rechte des Volkes und der Regierung durch
Verfassungen zu regeln. Bereits am 26. Mai J8J8 verkündigte das Gesetz¬
blatt das oberste Grundgesetz des bayerischen Staates. Das königliche
Vorwort, das den Bestimmungen der Verfassungsurkunde beigefügt mar,
schloß mit dem vielgenannten Satze: „Sehet darin die Grundsätze eines
Königs, welcher das Glück seines Herzens und den Ruhm seines Thrones
nur von dem Glücke des Vaterlandes und von der Liebe seines Volkes
empfangen will." Diese prächtigen Königsworte weckten lautes (Echo
in den Herzen der Untertanen und festliche Veranstaltungen feierten
allerorten die errungene gesetzliche Volksfreiheit. Hoch und nieder ver¬
einigte sich und dankte dem weisen Fürsten.
Graf Franz (Ertvein von Schönborn faßte den plan, zur steten Er¬
innerung an das wichtige Ereignis der Verfassungsverleihung eine mächtige
Säule zu errichten, die weit hinaus ins Frankenland sichtbar sein sollte als
immerdauerndes Denkmal der großen Nationalbegebenheit und eines
großen, sein Volk wahrhaft liebenden Königs. Auf einem Hügel bei Gai-
bach unweit Volkach, dem Sonnenberge, inmitten der herrlichen Anlagen
und der Felder und Wälder des gräflichen Besitzes, sollte das Werk erstehen.
Baumeister Klenze entwarf den plan.
Am dritten Jahrestage der Verfassungsverkündigung, am 26. Mat
J82^, wurde der Grundstein gelegt. Kronprinz Ludwig und seine Ge¬
mahlin Therese, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden der Kreis-
hauptstadt, eine große Anzahl der Landstände und eine unzählbare Menge
von Zuschauern aus der 2(ähe und der Ferne waren erschienen. Nach
Anhören einer stillen Messe setzte sich der Zug von der Kirche aus zur An¬
höhe in Bewegung. Der Kronprinz legte den in einer Kapsel verwahrten
Abdruck der Verfassungsurkunde, die Kronprinzessin eine mit den Namen
der hohen Anwesenden bezeichnete und Veranlassung und Tag der Er¬
richtung enthaltende Kupferplatte in eine Öffnung des Grundsteins.
Die Reichsräte und Abgeordneten versenkten hierauf verschiedene unter
der Regierung Max Josephs geprägte Gold- und Silbermünzen ebenda.
3n der Festrede feierte Regierungsdirektor von Mieg aus würzburg Sinn
und Bedeutung des Denkmals und schloß mit dem Gelöbnisse: Treue dem
König ! Gehorsam dem Gesetze ! Beobachtung der Staatsverfassung!
Nachdem die königlichen Hoheiten und die anwesenden Land stände
den Deckel in der Öffnung des Grundsteins mit Hammer und Kelle eigen¬
händig befestigt hatten und vom Stifter selbst der letzte Schlag geführt
tvar, sprach dieser in wenigen zu Herzen gehenden Worten aus, wie nur
das Gefühl des Dankes und der Freude über die dem vaterlande gegebene
Verfassung und der Wunsch, daß sie zum Glücke des Vaterlandes und zum
*) Artikel XIII der deutschen Bundesakte.