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edelnden Einfluß auf die Ritter aus; sie begeisterten sich für das
Hohe und Heilige, und es entstanden die geistlichen Ritterorden.
H. Folgen für die Kirche. Die Kirche gelangte im Zeitalter
der Kreuzzüge zur höchsten Macht. Die Päpste, die die Anregung
zu den Kreuzfahrten gaben und ihre geistigen Leiter waren, gewannen
auch in weltlichen Dingen den Vorrang vor dem Kaiser und den
Fürsten. Der religiöse Sinn wurde durch die Kreuzzüge gefördert.
Infolgedessen mehrten sich die frommen Schenkungen, und der
Reichtum der Kirche nahm zu.
4. Folgen für Wissenschaften und Künste. Die Kreuzzüge
erweiterten den Gesichtskreis der Abendländer und regten das
Geistesleben in vielfacher Hinsicht an. Die geographischen
Kenntnisse wurden bedeutend vermehrt, und manche Entdeckungen
der Araber in der Mathematik, der Sternkunde, den Naturwissen¬
schaften und in der Heilkunde wurden jetzt in Europa bekannt. Die
Heldentaten und Abenteuer der Kreuzfahrer und die Sagenwelt des
phantasiereichen Morgenlandes boten dem dichterischen Schaffen eine
Fülle von Stoffen, und es entwickelte sich jetzt die erste Blütezeit
der deutschen Dichtkunst.
Das Rittertum.
I. Entstehung. Während die Heere Karls .des Großen fast
ganz aus Fußtruppen bestanden, war infolge der Kämpfe mit den
Hunnen (vgl. Heinrich I. S. 34) und der Züge nach Italien die
Reiterei immer zahlreicher geworden. Die Bauern brauchten nicht
mehr Kriegsdienste zu leisten: sie hatten aber auch ihre Unabhängigkeit
verloren. Zn den berittenen Kriegern gehörten die Adligen und
solche Dienstleute, die von den Großen für den Kampf ausgerüstet
wurden. Der die Ritter eine sorgfältigere Ausbildung brauchten als
die Fußtruppen uud der Dienst zu Pferde als vornehm galt, sonderten
sie sich nach und nach von den Bauern und Bürgern ab und bildeten
einen besonderen Wehr st and. Man nannte diese berittenen
Krieger Ritter. Ihre Bedeutung stieg infolge der zahllosen
Kämpfe des Mittelalters derartig, daß die Unfreien, die die Ritter¬
würde erhielten, in die Gesellschaft der Adligen und Fürsten eintraten.
2. Ritterliche Erziehung. Das Waffenhandwerk stellte an die
Ritter hohe Anforderungen. Deshalb wurde schon frühzeitig mit
der Vorbereitung der Ritterknaben für den späteren Beruf begonnen.
Doch sah man gewöhnlich nur auf die Ausbildung der körperlichen
Kraft und Gewandtheit, während man der Entwicklung der geistigen
Kräfte so wenig Beachtung schenkte, daß viele Ritter weder schreiben
Masius, Ritterliche Erziehung. G. P. R. I, 289.