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V. Beschreibungen, Erzählungen, Märchen und Sagen.
122. Matten Has'.
1. Lütt Matten, de Has', 3. Kumm, lat uns tosam!
De mak sik en Spaß. Ik kann as de Dam!
He weer bit't Studeern, De Krei, die spelt Fitel,
Dat Danzen to lehrn, Denn geit dat kanditel,
Und danz ganz alleen Denn geit dat mal schön
Op de achtersten Been. Op de achtersten Been!“
2. Keem Reinke, de Voß, 4. Lütt Matten gev Pot.
Und dach: „Das en Kost!“ De Voß beet em dot
Un seggt: Lüttje Matten, Un sett sik in Schatten,
So flink oppe Padden? Verspis' de lütt Matten:
Un danzst hier alleen De Krei, de kreeg een
Oppe achtersten Been? Vun de achtersten Been. Groth
123. Der Hase.
Der Hase, der überall von Menschen, Hunden und Raubtieren
verfolgt wird, wäre bei der Schwäche und Waffenlosigkeit seines
Körpers übel daran, wenn ihm von der Natur nicht einige andre
Mittel zu teil geworden wären, wodurch er bisweilen seinen Feinden
zu entgehen weiß. Diese sind: feiner Geruch, Schnelligkeit im Laufen,
feines Gehör und Aufmerksamkeit auf alles, was Geräusch macht.
Daher ist er außerordentlich schüchtern, aber keineswegs furchtsam;
denn wenn er sieht, daß sein Leben nicht auf dem Spiel steht, so
fürchtet er sich weder vor den Hunden noch vor den Schießgewehren.
Das beweisen alle die Hasen, die von Menschen aufgezogen werden;
sie fliehen weder vor dem Geruch des Pulvers, noch vor einem Hunde,
sei er auch noch so groß; ja es sind Beispiele bekannt, daß Hasen
mit Hunden in jahrelanger Gesellschaft gelebt und mit diesen gefressen
und geschlafen haben. Aber auch im Freien zeigt sich der Hase bei
besondern Gelegenheiten mutig. Ein Habicht wollte einen jungen
Hasen rauben, brachte ihn aber wegen seiner Schwere nicht gut fort.
Ein alter Hase kam dazu und schlug mit seinen Läufen so lange
auf den Räuber los, bis dieser seine Beute fahren ließ und die
Flucht ergriff. List und Schlauheit sind die Haupteigenschaften,
durch die er seinen Feinden entgeht. Im Sommer hält sich der
Hase auf den Getreidefeldern, im Winter mehr in Gebüschen und