Contents: Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen

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Die Neuzeit. 
zu behaupten. Heftig wurde auf der ganzen Linie gekämpft, aber 
von keiner Seite wurden durchschlagende Erfolge erzielt. Erst gegen 
Mittag nahm der Kampf eine andere Wendung, als der Kronprinz 
nach und nach mit seinen Truppen eingriff. Mit großen Schwierig¬ 
keiten war es ihm gelungen, seine Heeresmassen auf den durch 
starke Regengüsse sehr durchweichten Wegen zur rechten Zeit heran¬ 
zuführen. Sein rechtzeitiges Eintreffen entschied Preußens Sieg 
über Österreich in der größten Schlacht des 19. Jahrhunderts, in 
der mehr Kämpfer als bei Leipzig gegen einander im Feuer standen. 
Nach den ununterbrochenen Anstrengungen des „siebentägigen 
Krieges" ruhten die siegreichen Preußen zwei Tage ans und drangen 
dann unaufhaltsam gegen Wien vor. Da wurde am 18. Juli in 
dem Hauptquartier des Königs Wilhelm zu Nikolsburg unter der 
Vermittlung des Kaisers Napoleon, der dafür einstweilen Venetien 
erhielt, ein Waffenstillstand abgeschlossen, dem am 23. August der 
Friede zu Prag folgte. Österreich gab seine Zustimmung zu 
einer Umgestaltung Deutschlands ohne seine eigene Beteiligung, 
insbesondere zu einer Einigung der norddeutschen Staaten unter 
preußischer Führung; es verzichtete ferner auf alle seine Rechte an 
Schleswig-Holstein und zahlte 20 Millionen Thaler Kriegskosten. 
Durch besondere Friedensverträge, die zu Berlin abgeschlossen 
wurden, erwarb Preußen Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen- 
Nassau und Frankfurt und besaß jetzt ein zusammenhängendes, 
ziemlich abgerundetes Gebiet mit einer Küstenstellung an beiden 
deutschen Meeren. An Stelle des deutschen Bundes trat der 
norddeutsche Bund, der auch die süddeutschen Staaten durch 
ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis mit sich vereinigte. 
Mit dem besiegten Italien, das bei Custozza zu Lande 
und bei Lissa zur See vollständig geschlagen worden war, schloß 
Österreich am 3. Oktober den Frieden zu Wien, in welchem es 
Venetien abtrat. 
Der deutsch-französische Krieg. (1870—1871.) 
Frankreich hatte unter dem zweiten Kaiserreiche eine herr¬ 
schende Stellung in Europa eingenommen und sah jetzt, wie sein 
Vorrang durch ein einiges, mächtiges Deutschland drohte verloren
	        
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