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derte diesen am Kampfe, und erst nach heftigem Widerstande
jödtete er den Leontidas.
So ward die Stadt von den Tyrannen befreit. Auch die
übrigen Verschworenen wurden nun herbcigerufen, die Waffen-
sabriken erbrochen und Schilde und Schwerter genommen, die
Bürger aber zur Freiheit aufgerufen. Jetzt erst erfuhren die
ängstlichen Thebaner, was geschehen war. Mellon, Charon und
Pelopidas wurden zu Polemarchen ernannt, die Besatzung der
Kadmea zum Abzug gcnöthigt.
Pelopidas, der Befreier seiner Vaterstadt, war innig be¬
freundet mit Epaminondas. Dieser Thebaner, aus einem
angesehenen, aber armen Geschlechte entsprossen, zeichnete sich vor
allen seinen Mitbürgern durch seltene Bildung aus; er warein
großer Kenner und Freund der Musik und übertraf alle Theba¬
ner an Beredtsamkeit. Auch die Uebungen des Leibes vernach¬
lässigte er nicht, seine Lieblingsbeschäftigung aber war die
Philosophie. Er vereinigte alle Tugenden: die einem Manne
ziemen: er war ernst, tapfer und so wahrheitsliebend, daß er
sich auch im Scherze keine Unwahrheit erlaubte. Beleidigungen
ertrug er gelassen und bewahrte anvertraute Geheimnisse mit
der größten Gewissenhaftigkeit. Er lebte bis an seinen Tod in
großer Armuth, so daß er nur einen Mantel hatte und nicht
ausgehen konnte, so oft derselbe gewaschen wurde. Dennoch
konnte ihn sein Freund Pelopidas niemals bewegen, eine Gabe
von ihm anzunehmcn. Einst schickte der Perserkönig Artaxerres
einen Gesandten mit vielem Golde an Epaminondas, um ihn
zu bestechen, doch dieser wies den Perser mit den Worten zurück:
„Wenn die Absichten deines Königs meinem Vaterlande nützlich
sind, so bedarfst du kein Geld, da ich bereit bin, seinen Willen
umsonst zu erfüllen; wenn aber das Gegcntheil der Fall ist, so
hat er nicht Gold und Silber genug. Denn für alle Neichthü-
mcr der Erde werde ich die Liebe zu meinem Vaterlande nicht
verläugnen. Dir verzeihe ich, daß du mich verkannt und für
deinesgleichen gehalten hast; doch entferne dich schleunig, damit
du nicht deine Bestechung an andern versuchest." Sein Freund
mußte dem Gesandten das Geld, welches er schon von diesem
genommen hatte, zurück geben.