Full text: Erzählungen aus der griechischen Geschichte (Theil 1)

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derte diesen am Kampfe, und erst nach heftigem Widerstande 
jödtete er den Leontidas. 
So ward die Stadt von den Tyrannen befreit. Auch die 
übrigen Verschworenen wurden nun herbcigerufen, die Waffen- 
sabriken erbrochen und Schilde und Schwerter genommen, die 
Bürger aber zur Freiheit aufgerufen. Jetzt erst erfuhren die 
ängstlichen Thebaner, was geschehen war. Mellon, Charon und 
Pelopidas wurden zu Polemarchen ernannt, die Besatzung der 
Kadmea zum Abzug gcnöthigt. 
Pelopidas, der Befreier seiner Vaterstadt, war innig be¬ 
freundet mit Epaminondas. Dieser Thebaner, aus einem 
angesehenen, aber armen Geschlechte entsprossen, zeichnete sich vor 
allen seinen Mitbürgern durch seltene Bildung aus; er warein 
großer Kenner und Freund der Musik und übertraf alle Theba¬ 
ner an Beredtsamkeit. Auch die Uebungen des Leibes vernach¬ 
lässigte er nicht, seine Lieblingsbeschäftigung aber war die 
Philosophie. Er vereinigte alle Tugenden: die einem Manne 
ziemen: er war ernst, tapfer und so wahrheitsliebend, daß er 
sich auch im Scherze keine Unwahrheit erlaubte. Beleidigungen 
ertrug er gelassen und bewahrte anvertraute Geheimnisse mit 
der größten Gewissenhaftigkeit. Er lebte bis an seinen Tod in 
großer Armuth, so daß er nur einen Mantel hatte und nicht 
ausgehen konnte, so oft derselbe gewaschen wurde. Dennoch 
konnte ihn sein Freund Pelopidas niemals bewegen, eine Gabe 
von ihm anzunehmcn. Einst schickte der Perserkönig Artaxerres 
einen Gesandten mit vielem Golde an Epaminondas, um ihn 
zu bestechen, doch dieser wies den Perser mit den Worten zurück: 
„Wenn die Absichten deines Königs meinem Vaterlande nützlich 
sind, so bedarfst du kein Geld, da ich bereit bin, seinen Willen 
umsonst zu erfüllen; wenn aber das Gegcntheil der Fall ist, so 
hat er nicht Gold und Silber genug. Denn für alle Neichthü- 
mcr der Erde werde ich die Liebe zu meinem Vaterlande nicht 
verläugnen. Dir verzeihe ich, daß du mich verkannt und für 
deinesgleichen gehalten hast; doch entferne dich schleunig, damit 
du nicht deine Bestechung an andern versuchest." Sein Freund 
mußte dem Gesandten das Geld, welches er schon von diesem 
genommen hatte, zurück geben.
	        
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