Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare (Teil 2)

434 
Holländer. In langen Kämpfen mit den Eingeborenen gründeten sie 
die Kapkolonie, die bald zu hoher Blüte gelangte. Im Jahre 1806 
eroberten die Engländer das Kapland. Da die Buren mit den 
englischen Regierungsmaßnahmen unzufrieden waren, zogen Tausende 
von ihnen nach Norden und gründeten unter blutigen Kämpfen Port 
Natal (1839). Drei Jahre nachher entrissen ihnen aber die Engländer 
dieses Gebiet, und die vertriebenen Buren gründeten den Ora nj efreist a a t, 
dessen Unabhängigkeit 1854 von England anerkannt wurde. Andere Buren- 
züge schufen nördlich vom Oranjefreistaat die Republik Transvaal 
(-fahl) oder die Südafrikanische Republik. Da die Bureurepubliken 
sehr reich an Diamanten (Kimberley) und Gold (Johannesburg) sind, 
gaben die Engländer ihre Versuche nicht auf, diese Gebiete ganz in 
ihre Gewalt zu bekommen. Nach zwei für England unglücklichen Unter- 
nehmungen in den Jahren 1881 und 1895 kam es 1899 zu neuen 
Streitigkeiten, als England verlangte, daß die Buren den zahlreichen 
englischen Einwanderern (uitlanders, spr. entlanders,^Ausländer) die 
gleiche staatsrechtliche Stellung wie der altansässigen Bevölkerung zu- 
erkennen sollten. Um dem bevorstehenden englischen Angriffe zuvor- 
zukommen, unternahmen die vereinigten Burenrepubliken einen Einfall 
in Natal. Trotz großer Tapferkeit und anfänglicher Erfolge vermochte 
das Volksheer der Buren auf die Dauer deu englischen Truppen 
nicht standzuhalten. Nachdem die Buren große Verluste erlitten 
hatten und ihr Land verwüstet worden war, unterwarfen sie sich im 
Sommer 1902 der britischen Oberhoheit. 
Innere Verkältnisse. Der ungeheure Aufschwung des englischen 
Handels hatte zur Folge, daß sich England mehr und mehr iit einen 
Industriestaat umwandelte. Da der neue Arbeiterstand (vgl. S. 302) 
keine politische Vertretung hatte und der Staat sich um die Zustände 
der Fabriken nicht kümmerte, kam es um die Mitte des 19. Jahr¬ 
hunderts zu einer furchtbaren Ausbeutung der Arbeiter. Während das 
Kapital der Großfabrikanten und Großhändler unermeßlich anwuchs, 
darbte ein großer Teil des Volkes, so daß wiederholt Unruhen ans- 
brachen. Erst als sich die Gesetzgebung der Arbeiter annahm, kehrten 
friedliche Zustände ein. Die englischen Arbeiter gingen jetzt zur Selbst- 
Hilfe über und schufen durch die „Gewerkvereiue" Arbeiterversicheruugeu, 
Kraukenkassen und Schiedsgerichte zur Schlichtung von Streitigkeiten 
mit den Arbeitgebern. 
Zu erbitterten inneren Kämpfen führten die Zustände in Irland. 
Der nationale und religiöse Gegensatz zwischen der irischen und englischen 
Bevölkerung war feit den Zeiten Elisabeths durch Gewaltmaßregeln 
des englischen Parlaments verschärft worden. Massenhaft wurde irisches 
Land konfisziert und an Protestanten verteilt; besondere Strafgesetze 
gegen die Katholiken wurden erlassen; der katholische Unterricht und 
öffentliche Kultus wurde verboten. Die Unzufriedenheit der Iren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.