Full text: Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Erster Abschnitt. 
finden sich besonders auf den Inseln Salsette und Elephante 
im Meerbusen von Bombay, vorzüglich aber weiter östlich bei El- 
lora. Es sind Bauwerke, welche von der Macht der Priester zeugen, 
die tausende von Händen zu ihren Diensten zwangen, und mehr 
durch ihre Massenhastigkeit Staunen, als durch ihre Schönheit und 
Ebenmäßigkeit der Formen Bewunderung einflößen. 
Überhaupt geben alle diese Denkmäler einer uralten hohen Kultur, 
die der Litteratur wie die der Baukunst, das Bild eines Volkes^ 
das, mit den edelsten Anlagen ausgestattet, zwar früh zu einer hohen 
Stufe der Bildung gelangte, dann aber auf derselben stehen blieb 
und eine Beute geistiger und sittlicher Erstarrung wurde. 
§. 5. du ägtjpfec. 
1. Land und Volk. 
Das Land. Ägypten, von seinen Bewohnern Chemit d. H. 
Land der schwarzen Erde genannt, liegt im Nordosten Afrikas. Es ist 
ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil seine Frucht¬ 
barkeit und hohe Bedeutung verdankt. Dieser Strom, welcher weit 
aus dem Innern Afrikas dem mittelländischen Meere zufließt, entsteht 
durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen der westliche 
der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird. Er fließt 
in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze 
Ägyptens, wo er ein Granitgebirge durchbricht und in zehn Strom¬ 
fällen (Katarakten) in ein tieferes Stromthal stürzt. Hier, bei der 
Stadt Assuan (Syene), beginnt er seinen Lauf durch Ägypten und 
durchströmt nun als mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nörd¬ 
licher Richtung einen einzigen, etwa 1000 km langen und 15—30 km 
breiten Thalgrund zwischen der libyschen und arabischen Bergkette, 
wovon ihn die erstere gegen den Flugsand der libyschen Wüste schützt, 
die letztere Granit, verschiedenfarbigen Sandstein und Kalk als Bau¬ 
material lieferte. Das zwischen diese Bergketten eingeschlossene Land 
wird alljährlich von dem Nil überschwemmt und dadurch befruchtet. 
Im Juni, zur Zeit der Sommersonnenwende, beginnt das Wasser 
infolge tropischer Regengüsse im mittleren Afrika zu wachsen und 
überschwemmt im Juli, August und September ganz Ägypten, sodaß 
man mit Kähnen umherfährt und Städte und Dörfer wie Inseln 
aus dem Wasser heraussehen. Diese Überschwemmungen führen dem 
Lande fruchtbaren Boden zu. Sobald sich Ende September das 
Wasser verlaufen hat, wird der schwarze Schlammboden ohne weitere
	        
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