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dem Schiffer achtzehn Kreuzer Trinkgeld geben wolle. Nun klingelte
es zwar, wenn der Jude an die Tasche schlug, allein es war nur
noch ein Dreibatzenstück darin; denn das andere war ein messin¬
gener Knopf. Dessenungeachtet nahm er die Erlaubnis dankbar
an. Denn er dachte: ‘Ssuf dem Wasser wird sich auch noch etwas
erwerben lassen. Es ist [a schon mancher auf dem Rhein reich
worden? Im Anfang und von dem Wirtshaus 'Zum Kops weg
war man sehr gesprächig unb lustig, und der Jude in seinem
Winkel nwb mit seinem Zwerchsack an der Achsel, den er ja nicht
ablegte, mußte viel leiden, wie man's manchmal diesen Leuten
, macht, und versündiget sich dran. Als sie aber schon weit an Hü-
ningen unb an der Schusterinsel vorbei waren, und an Markt
und an dein Jsteiner Klotz und St. Veit vorbei, winde einer nach¬
dem andern stille, und gähnten unb schauten den langen Rhein
hinilnter, bis wieder einer anfieng. 'Jude,' sieiig er an, 'weißt dn
nichts, daß uns die Zeit vergeht"? Deine Väter müssen doch ans
allerlei gedacht habeii in der langen Wüste.' — 'Jetzt,' dachte der
Jud, 'ist es Zeit, das Schäslein ;u scheren,' und schlug vor, man
sollte in der Reihe herum allerlei curiose Fragen vorlegen, und er
wolle mit Erlaubnis atlch mithalten. Mer sie nicht beaiitworten
kaiiii, soll dem Aufgeber ein Zwölskreuzerstück bezahlen, wer sie
gut beantwortet, soll einen Zwölfer bekoinmen.' Das war der
ganzen Gesellschaft recht, und weil sie sich an der Dummheit oder
an dem Witz des Juden zu belustigen hofften, fragte jeder in den
Tag hinein, was ihm einfiel. So fragte z. B. der erste: 'Wie
viel weichgesottene Eier konnte der Riese Goliath nüchtern essen?'
Alle sagten, das sei nicht zu errathen, und bezahlten ihre Zwölfer.
Aber der Jud sagte: 'Eins, denn wer ein Ei gegessen hat, ißt das
zweite nimmer nüchtern.' Der Zwölfer war gewonnen.
Der andere dachte: 'Wart, Jude, ich will dich aus dem
neuen Testament fragen, so soll mir dein Dreibätzner nicht ent¬
gehen. — Warum hat der Apostel Paulus den zweiten Brief an
die Korinther geschrieben?' Der Jud sagte: 'Er wird nicht bei
ihnen gewesen sein, sonst hätt' er's ihnen mündlich sagen können.'
Wieder ein Zwölfer.
Als der dritte sah, daß der Jude in der Bibel so gut be¬
schlagen sei, steng er's mif eine andere Art an: 'Wer zieht sein
Geschäft in die Länge unb wird doch zu rechter Zeit fertig?' Der
Jud sagte: 'Der Seiler, wenn er fleißig ist.'
Der vierte: 'Wer bekommt noch Geld dazu und läßt sich
dafür bezahlen, weiln er den Seilten etwas weiß macht?' Der
Jud sagte: 'Der Bleicher.'
Unterdessen näherte man sich einem Dorf, und einer sagte:
'Das ist Bamlach.' Da fragte der fünfte: 'In welchem Monat
essen die Bamlacher am wenigsten?' Der Jud sagte: 'Im Hor¬
nung, denn er hat nur achtundzwanzig Tage.'
Colshorn u. Goedebc'tz Lesebuch II.
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