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Achter Abschnitt.
Warnungstafeln in wirklichen Beispielen des gemei¬
nen Lebens.
1. Blumen und Birken; wer ge im Schlafzim¬
mer berauschen und todten durch ihre Aus¬
dünstung.
Ein Wundarzt, R— zu R—, schmückte am Pfingstfest des
Jahres 1795 fein Wohnzimmer und selbst seine Schlafkammer
mit Mayen oder Birkenzweigen aus. In der Meinung, sich
und den Seinigen in dem Dunst der frisch gehauenen Zweige
gütlich zuthun, machte er Fenster und Thüren des engen Schlaf¬
gemachs wohl zu, und legte sich zu Bette. Eltern und Kinder
schliefen bis an den spaten Morgen, ohne zu erwachen. End¬
lich ermunterten sich jene, aber — anstatt wie sonst durch den
Schlaf sich erquickt und gestärkt zu fühlen —, waren sie ganz
schwindelig, und konnten sich nicht recht besinnen. Sie tau¬
meln nach der Kammerthür und dem Fenster, eröffnen beides,
und erholen sich allmahlig durch die frische Luft. Nun sehen
sie nach den Kindern. Mit Mühe gelingt es ihnen, das altere
zu erwecken, es ist wie schlafsüchtig. Das jüngere, das noch
nicht lange von der Brust entwöhnt war, wird geschüttelt und
gerüttelt, aber es war nicht mehr in's Leben zurück zu rufen.
Der betäubende Dunst hatte das zarte Leben des Kindes durch
einen Schlagfluß geendet, denn die eine Seile war gelähmt
und blau.