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IV. Stadtleben. 
Die steinerne Brücke zu Regensburg (liss-me). 
Der herzogliche Jägermeister blies. Die Ritter im Schloßhofe 
stiegen zu Pferd und ritten hinter dem Herzog Heinrich zum Schloßtor 
hinaus in die stille Stadt. Die Fensterläden waren noch geschlossen; 
hie und da schaute ein neugieriger Bäcker auf die Straße nach den 
Reitern. Sie trabten durchs Stadttor hinaus und über die Schiff¬ 
brücke. Diese schwankte bei jedem Huftritt. Mit Tauen waren die 
Schiffe fest aneinandergehängt und auf dem Grunde mit dem Anker 
befestigt. Die Ritter trabten weiter gegen die Berge zu, wo oben 
die grünen Wälder waren. Hinter ihnen schwamm ein Floß die 
Donau herab. Die Brückenknechte nahmen ein paar Kähne aus der 
Brücke und das Floß fuhr durch die Öffnung. Aber alle die Fuhr¬ 
leute und Reiter, die unterdessen kamen, mußten warten. Freilich, 
vor dreihundert Jahren war es noch weit schlechter gewesen; da gab 
es nur einen Fährmann, der mit seinem Kahn die Leute überfuhr. 
Bis Karl der Große mit seinen Soldaten kam und sah, daß es noch! 
keine Brücke über die Donau gab, um bequem hinübermarschieren 
zu können. Da ließ er die Schiffsbrücke bauen und zur Winterszeit 
öffnen, wenn der große Eislauf kam. Jetzt aber wurde an einer 
neuen, steinernen Brücke gebaut. Der Baumeister stand unter der 
Türe der Bauhütte und wartete auf die Arbeiter, die langsam und 
schläfrig herankamen, in die Boote stiegen und zu arbeiten anfingen. 
Die Reiter ritten die Höhen hinan. Der Himmel war herrlich 
blau. Jeden Tag war er jetzt blau, monatelang hatte es nicht mehr 
geregnet und die Ritter redeten von nichts als von der großen Hitze. 
Irgendwo war ein Ritter im Harnisch vom Hitzschlag getroffen 
worden und tot vom Pferde gefallen. „Und Waldbrände," sagte der 
Jägermeister, „gibt es jetzt bald dort, bald da. Denn alles ist dürr 
und völlig ausgetrocknet." Richtig, da oben im Walde rauchte es 
auch schon wieder. Ist es ein Kohlenmeiler oder ein Waldbrand? 
Vor ihnen fuhr langsam ein Bauer mit einem Ochsengespann. 
Der Jägermeister ritt heran. „Die sehen schlecht aus, deine Ochsen," 
sagte er. „Können sie besser aussehen?" sagte der Bauer. „Auf allen
	        
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