Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 2)

Übersicht über die Geschichte der französischen Revolution. 
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xartei ins Ausland zu flüchten begannen, um dort, besonders au den Häfen der 
deutschen Fürsten, für einen Krieg gegen das revolutionäre Frankreich zu agitieren. 
rt. Nachdem schon am 4. August auf den hochherzigen Antrag des Herzogs 
von Noailles hin alle Vorrechte der privilegierten Stände für abgeschafft erklärt 
worden waren, wurden mit der Erklärung der „Menschenrechte" (27. Angust) die 
Grundsätze der Volkssouveränität und der modernen sozialen und staatlichen Ordnung 
zur Geltung gebracht. 
Ir. Als der König und die Nationalversammlung in die Gewalt des pariser 
Pöbels geraten und die versuche Mirabeaus, Nationalversammlung und Königtum 
zu gemeinsamer Reformarbeit zu verbinden, gescheitert waren, büßte die Krone 
ihre Machtstellung fast völlig ein, und die königliche Familie sah selbst ihre 
persönliche Sicherheit gefährdet. 
u. Aufstand in Paris und Bedrohung des Königs durch das Erscheinen 
revolutionärer Banden in Versailles. (Zug der „Damen der Halle" nach Versailles am 
5. Oktober, Übersiedlung des Königs und der Nationalversammlung nach Paris.) 
ß. Annahme einer konstitutionellen Verfassung (1790), die der Krone alle wesent¬ 
lichen Hoheitsrechte entzog. (Dem König kain nur ein aufschiebendes Veto zu, die 
Vollstreckungsgewalt lag in den Bänden der Nationalversammlung.) 
y. Die versuche des monarchisch gesinnten Grafen Mirabeau, zwischen National¬ 
versammlung und Krone zugunsten der letzteren zu vermitteln, blieben erfolglos, weil 
die Hofpartei dem Grafen kein vertrauen zu schenken vermochte. 
<T. Die finanzielle Not des Staates suchte die Nationalversammlung durch Aus¬ 
gabe von Anweisungen auf deu Besitz der eingezogenen Kirchengüter zu beseitigen 
(Assignaten). 
e. Als das Königtum durch den Tod des Grafen Mirabeau (*790 feine letzte 
Stütze verloren hatte, suchte sich Ludwig XVI. durch die Flucht nach dem Auslande 
der Herrschaft der Revolutionäre zu entziehen, wurde aber in varennes angehalten, 
gewaltsam nach Paris zurückgeführt und so lange suspendiert, bis er die Verfassung 
von ^790 beschworen hatte. 
f. 1791 löste sich die konstituierende Nationalversammlung auf, nachdem auf 
den Antrag des radikalen Revolutionärs Robespierre beschlossen worden war, daß kein 
Mitglied der alten Versammlung der neuen angehören dürfe (Bedeutung dieser Be¬ 
stimmung!). 
2. Die gesetzgebende Nationalversammlung, die sich der Gewalt¬ 
herrschaft des radikalen Pariser Gemeinderats nicht zu entziehen vermochte, 
wurde zuletzt das Werkzeug, dessen sich das Proletariat zum 
Sturze der Monarchie bediente. 
a. Die Aufgabe der legislativen Nationalversammlung bestand darin, die 
neugeschaffene konstitutionelle Verfassung durch eine ihrem Geiste entsprechende Ge¬ 
setzgebung auszubauen. 
b. Der Zusammensetzung nach bestand das neue Parlament zur größeren 
Hälfte aus monarchisch gesinnten Feuillants und trotz der sehr spärlichen Wahl¬ 
beteiligung der nicht demokratischen Bevölkerungselemente nur zur kleineren £)äiftß 
aus Republikanern. Die demokratische Minderheit der Versammlung gliederte sich 
wieder in die Partei der gemäßigten Republikaner (Girondisten) und die äußerste 
Linke (Bergpartei). Die Gironde und der Berg unterschieden sich jedoch weniger 
durch abweichende politische Grundsätze als vielmehr durch die Art und weise, wie 
sie ihr im wesentlichen gleichlautendes Programm zu verwirklichen suchten. Zeichneten 
sich die Girondisten durch die „elegantere Bildung" vor den Mitgliedern der Berg¬ 
partei aus, so waren diese ihnen in dem Geschick, die rohe Pöbelkraft für die Lr- 
reichnng ihrer Ziele zu verwenden, weit überlegen. In den Klubs der Jakobiner 
und Lordeliers standen den Wortführern der äußersten Linken (Robespierre, Danton, 
Marat, Desmoulins, Hebert) ausgezeichnete Mittel zur Beherrschung des pariser Pöbels 
zur Verfügung, während die ursprüngliche Majorität der Feuillants infolge ihres 
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