114 Die Geschichte des deutschen Kaiserreiches bis zur Zeit des Interregnums.
ihre Machtstellung zu verbürgen. Dadurch sah sich Friedrich wieder gezwungen,
die Konzessionen seines Sohnes zu überbieten. Er erteilte 1232 auf dem
Hoftag von Cividale auch den Laienfürsten ein Privileg, das ihnen fast alle
Hoheitsrechte des Königtums übertrug. Die städtischen Freiheiten aber
wurden zugunsten der Stadtherren völlig aufgehoben. Damit gab Friedrich
die Möglichkeit aus der Hand, am Bürgertume eine Stütze gegen die
übermächtigen Fürsten zu gewinnen. Die königlichen Städte hat Friedrich
allerdings begünstigt.
Anmerkung. Das Schicksal Heinrichs, der sich dem Vater ergeben mußte und
in der Gefangenschaft starb, riß das der Ministerialen mit sich. „Sie scheiden nun-
mehr aus dem Dienste des deutschen Königtums; sie verschmelzen mit dem niederen
Adel. Die Zentralgewalt aber geht in ihnen eines letzten, wenn auch schon Mißgestalten
Verwaltungskörpers verlustig." (Lamprecht.)
e. Friedrich bekämpft die widerstrebenden lombardischen Städte mit Er-
folg, ohne daß der Papst imstande ist, für sie Partei zu ergreifen.
Die lombardischen Städte hatten Friedrich 1231 den Weg über die
Alpen versperrt. Nun forderte Friedrich alle Regalien von ihnen zurück
und wandte die Ketzergesetze in aller Strenge gegen sie an. Dadurch ver-
hinderte er den Papst, für die Städte einzutreten. Als die Städte Wider-
stand leisteten, schlug Friedrich ihr Heer 1237 bei Cortenuova.
f. Friedrichs Vorgehen in Mittelitalien treibt den Papst auf die Seite
der Städte.
Der Kaiser wollte nun auch Mittelitalien seinem absolutistischen Staate
einordnen; er schickte kaiserliche Beamte in die Rekuperationen, besetzte das
Patrimonium Petri und gab Sardinien an seinen Sohn Enzio. Da ver¬
bündete sich Gregor IX. mit den lombardischen Städten zum Sturze des
Kaisers.
g. Das Papsttum scheint zu unterliegen, gewinnt aber durch den Bei-
stand Englands, Frankreichs und der deutschen Fürsten neue Macht.
Als Friedrich das Zusammentreten eines vom Papste wegen der Mon-
golengefahr einberufenen Konzils verhindert und der päpstliche Stuhl nach
Gregors Tode zwei Jahre unbesetzt bleibt, scheint das Papsttum endgültig
verloren zu sein. Aber die deutschen Bischöfe (Konrad von Köln und Sieg-
fried von Mainz) schließen einen Bund gegen den gebannten Kaiser. Frank-
reich bringt auf erneute Papstwahl, der gewählte Innozenz IV. findet die An¬
erkennung Englands und Frankreichs und erklärt Friedrich auf dem Konzil
von Lyon 1245 für abgesetzt.
k. Friedrich II. stirbt zwar unbesiegt, aber doch bedeutet fein Tod
den Untergang der staufifchen Macht.
Die päpstliche Anmaßung auf dem Konzil von Lyon entmutigte Friedrich
keineswegs, fondern spornte ihn nur zu um so kräftigeren Angriffen an. Zwar
brach eine Reihe von schweren Schlägen über ihn herein: fein begabtester Feldherr,
fein Lieblingsfohn Enzio wurden von den Bolognefern gefangen genommen, fein
Heer konnte das abgefallene Parma nicht zurückerobern, in feiner nächsten
Umgebung zeigte sich Verrat und Untreue, und in Deutschland wählten die
vom Papste bestochenen Pfaffenfürsten den Landgrafen Heinrich Raspe von
Thüringen als Gegenkönig — aber Friedrich war ungebeugt und unbesiegt. Eben
hatte er ein neues starkes Heer aufgebracht, mit welchem er den lombardifchen
Städtebund zersprengen wollte, als er 1250 unerwartet zu Fiorentino ver-
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