Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges (Teil 1)

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Am erika. 
Diese Waldungen sind überdies von Jaguars, Wölfen, Hirschen, Eich¬ 
hörnchen und einer Art wilder Katzen bewohnt. Je höher man in 
diesen Waldungen steigt, um so seltener und kleiner werden die Tan¬ 
nen und sind zuletzt ganz verkrüppelt, hierauf zeigen sich noch einige 
Gesträuche und Moose. Endlich hört alle Vegetation aus, und nicht 
einmal auf den Felsen findet man einiges Moos. Sobald man aus 
den Waldungen heraustritt, sieht man bis zum dritten Theil der Höhe 
des vulkanischen Kegels nichts als einen violetten Sand, der an ei¬ 
nigen Stellen außerordentlich fein ist. Blöcke von rothem Porphyr, 
die sich vom Gipfel des Vulkans abgelöst haben, liegen hier und da 
zerstreut. Die höchste Spitze des Vulkans ist ganz mit Schnee be¬ 
deckt, der einen um so Hellern Glanz verbreitet, als der Himmel hier 
ganz dunkelblau, ja fast ganz schwarz erscheint. Noch innerhalb des 
Waldes, unter einem Zelte brachten sie die Nacht zu, und setzten dann 
um 2 Uhr des Morgens, am 29. April ihre Wanderung fort, indem 
sie von einem Diener und 3 Indianern begleitet in der Richtung 
des sogenannten Mönchfelfens (Pico del Fraile) aufwärts stiegen. 
Um sich gegen den Einfluß eines schneidenden eiskalten Windes zu 
schützen, hatten sie die Gesichter ganz verhüllt und die Augen mit 
grünem Flor verwahrt; eine Vorsicht, die sie spater gegen die Ein¬ 
wirkung der grellen Sonnenstrahlen in der Schneeregion vollkommen 
schützte. Der Raum von der Vegetationsgränze bis zum vorgenannten 
Felsen ist eine unabsehbare Sandwüste mit Bimssteinstücken von ver¬ 
schiedener Größe bedeckt; der Sand selbst besteht größtentheils aus 
feinen Stückchen schwarzer Basaltlava. Einzelne hier und da aus dem 
Sande hervorragende Felsen bestehen aus Trachyt und Porphyr. 
Beim Aufgang der Sonne, als sie schon bedeutend gestiegen waren, 
erblickten sie ein seltsames Phänomen; nämlich der ganze ungeheure 
kegelförmige Schatten des Vulkans erschien ihnen deutlich in der At¬ 
mosphäre in unermeßlicher Ferne. Um 9 Uhr langten sie an dem 
Pico del Fraile, einem etwa 100 F. hohen Thonporphyrfelfen 
an. Die Z Indianer waren nicht zu bewegen, weiter mit zu gehen, 
daher sie nun allein ihre Besteigung fortsetzten. 
Von dem genannten Felsen zieht sich eine Reihe schroffer Felsen 
bergaufwärts, die sie verhinderte in gerader Richtung weiter zu steigen; 
sie nahmen daher ihre Richtung rechts oder östlich und kletterten in 
eine Schlucht, welche etwa'1000 F. unter der Spitze des Vulkans 
in südlicher Richtung herunter geht. Der Boden derselben ist größten¬ 
theils mit tiefem Sand gefüllt, daher sie das Forrfchreiten hier sehr 
ermüdete, indem der Fuß auf dem beweglichen Sande jedesmal aus¬ 
glitt. Nach Zuständigem, sehr beschwerlichem Steigen erreichten sie 
das Ende dieser Schlucht und mußten nun auf dem sehr tiefen Schnee, 
wo sie zuweilen bis an die Hüften hineinfielen, weiter steigen. Aber 
jetzt singen ihre Kräfte an zu schwinden, und sie waren genöthigt, von 
10 zu 10 Schritten eine lange Pause zu machen, um Athem zu
	        
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