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Crescentius hielt sich mit seinem Anhang in der Engelsburg ver¬
schanzt, während die Römer dem Deutschen Heere — vor dem
22. Februar 998 — die Thore der Stadt öffneten. Nachdem dann
die Osterseiertage vorüber waren, befahl Otto die Berennnng der
Burg. Markgraf Ekkehard von Meißen, der als Bezwinger der
Wenden großen Kriegsruhm im deutschen Heere gewonnen, leitete
die Belagerung. Derselbe rüstete große Belageruugsmafchiuen und
hielt Tag und Nacht ohne Unterlaß die Verteidiger in Atem. Als
dann die gewaltigen Belagerungstürme den Zinnen der Burg be¬
drohlich nahe gekommen waren, da entfiel — wie uns eine Quelle
berichtet — dem Creseentins der Mut. „In geheimem Einver-
ständnisse mit mehreren aus des Kaisers Gefolge erschien er plötzlich
im deutschen Lager, warf sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um
fein Leben. Aber mit verächtlicher Stimme befahl nun der Kaiser:
den Fürsten der Römer, den neuen Gesetzgeber, der Kaiser und Päpste
nach Willkür einsetze, zu seinem erhabenen Throne zurückzubringen,
bis er ihm eine würdigere Aufnahme bereiten könne". Dies geschah.
Beim nächsten Sturme — es war am fünften Tage der Belagerung,
am 29. April 998 — ward die Burg genommen. Creseentius,
der vergeblich den Tod gesucht hatte, fiel in die Hand der Deutschen.
Ohne weiteres richterliches Verfahren wurde er nach Anordnung des
Kaifers auf der höchsten Zinne der Burg enthauptet. Sein Schickfal
teilten zwölf feiner Anhänger.
Auch in dem Widerstreite der Päpste und der Kaiser behauptete
die Engelsburg ihre hochwichtige Rolle. Hier wurde Papst Gregor VII.
(1073—1085) von Heinrich IV. (1056—1106) vergeblich belagert.
Von der Engelsburg aus sah Gregor VII. eine Gegenfefte am Ufer
des Tiber sich erheben, welche der Kaifer mit einer deutschen Be-
satznng belegte, um dauernden Druck aus die Römer auszuüben.
Von der Engelsburg aus sah Gregor den Kaiser und den Gegen-
papst Clemens ihren feierlichen Einzug in den Petersdom halten.
Seit Papst Alexander III. (1159—1181) blieb die Engelsburg säst
ununterbrochen im Besitze der Päpste.
Als im Lauf der Zeiten dank der Knnstthätigkeit einzelner
Päpste auf dem vatikanischen Hügel rechts vom Tiber sich die Viel-
heit von Palästen erhob, welche unter der Gesamtbezeichnung „der
Vatikan" bekannt ist — erst unter Sixtus V. (1585—1590) hat
der Vatikan seinen heutigen Umfang erreicht — da wurde auch mit
der Engelsburg eine Verbindung hergestellt durch einen bedeckten
Gang von 1600 Schritt Länge.
Papst Alexander VI. (1492—1503) hat dann die Festungs-
werke der Engelsburg durch vorgeschobene Bollwerke erweitert, vor-