Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

§ 36. Der französische Einheitsstaat, ©nglattb. 129 
Hexerei verübt zu haben. Sie wurde verbrannt (zu Ronen, 1431). Aber 
die nationale Begeisterung, die sie erweckt hatte, erlosch nicht. Von ihr 
vorwärts getrieben, errangen die Franzosen viele Vorteile. Schließlich blieb 
den Engländern von allen ihren Eroberungen nur noch Calais (1453). Mit 
Hilfe reicher Geldquellen, besonders der nun dauernd erhobenen Grund- 
steuer, die aber nur für bürgerlichen Besitz zu zahlen war, schuf Karl VH Das erste stehende 
das erste stehende Heer Europas. Es bestand aus 15 Ordonnanzkompagnien §eer in ®uro^a- 
zu je 600 Reitern. 
Karls Bemühungen, die Macht der großen Lehnsmannen herabzudrücken, Ludwig xi. 
setzte sein Sohn Ludwig XI. fort, ein Fürst voll Tücke und Hinterlist, 1461 ~1483- 
aber zäh und klug. Gegen Karl den Kühnen, der ihn eine Zeit lang in 
Gefangenschaft hielt, brachte er das Bündnis mit der Schweiz zustande, 
durch welches der Burgunderkönig gestürzt wurde. Er zum erstenmale nahm 
außer schottischen Leibwachen Schweizer (6000) in Sold. Das Herzogtum 
Burgund und einen Teil der Picardie zog er als erledigtes Lehen (1477) 
ein. Nun war nur noch ein großes selbständiges Lehen übrig, die Bretagne. 
Dieselbe brachte Karl VIH durch seine Vermählung mit der Erbin des Karl vni. 
Landes an die Krone. Im Besitze einer bedeutenden Macht, strebte er über f 1498- 
die Grenzen Frankreichs hinaus. Eine Zeit lang gebot er über Neapel, das 
Erbe des von Aragonien verdrängten Hauses Anjou, und über Mailand. 
Nachdem ein großer Bund die Franzosen aus dem Lande gejagt hatte, ge- 
wann Ludwig XU. vorübergehend Mailand wieder. Durch den Sieg in Ludwig xn. 
der furchtbaren Schweizerschlacht bei Mariguano (so. von Mailand) +1515- 
erwarb es Franz I., jenes Neffe und Nachfolger, zum drittenmale für Franz i. 
Frankreich. Als Maximilian I. starb, streckte Franz I. seine Hand nach der 1515-1547- 
deutschen und der römischen Krone aus. 
2. England. Heinrichs III. Sohn Eduard I. vollendete die Eroberung Eduard i. 
von Wales. Der jedesmalige Thronfolger erhielt, seit Eduards gleichnamiger S28a[e§ ero6ert 
Sohn dort geboren war, den Titel eines Prinzen von Wales. Schottland 
behauptete seine Unabhängigkeit. Eduard III. sah sich infolge der hohen 
Kosten, welche seine Kriege verursachten, gezwungen, die Magna charta zu 
bestätigen. Er erweiterte sie dahin, daß dem Parlament das Bewilligungs- 
recht „drückender Steuern" eingeräumt wurde. Es wurden nunmehr immer 
Vertreter des niederen Adels sowie der Grasschaften und Städte zugezogen 
und das Parlament ständeweise geschieden; im Oberhaus saßen der hohe 
Adel und die hohe Geistlichkeit, im Unterhaus, dessen Verhandlungen ein 
„Sprecher" leitete, die durch Wahl eingetretenen Mitglieder aus den 
Städten und Grafschaften. Gleichzeitig bildete sich allmählich die Selbst- 
Verwaltung aus. 
Indessen war der schroffe Gegensatz, der einst Angelsachsen und Nor- Normannen 
mannen auseinander hielt, geschwunden. Die Sprache der ersteren mitunb Angelsachsen 
normannisch-sranzösiscken Ausdrücken reichlich versetzt, das Englische, wurde ei" mt' 
um 1362 Staats- und Gerichtssprache. Nur am Hofe und in den Kreisen 
der Großen hielt sich das Französische als Umgangssprache. 
Mit Genehmigung des Parlaments stürzte im I. 1399 Heinrich von Das Haus 
Lancaster, ein Enkel Eduards III., König Richard II. und übernahm selbst *aQncaftec 
dte Königswürde. Schonungslos wurden von ihm und seinem ersten Nach- 1 9 1461 
Schenk u. Maigatter. Geschichte. II. Deutsche Gesch. bis 1648. 9
	        
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