Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1)

212 Die Neuzeit. 
b. Zustand seiner Länder bei seiner Thronbesteigung. Wohl gehörte der 
Besitz Friedrich Wilhelms zu den umfangreichsten innerhalb des großen 
Zerrissenheit deutschen Vaterlandes, allein er stellte kein geschlossenes Ganze dar, sondern 
des Gebietes- Kurmark, die Neumark, Kleve, Mark und Ravensberg sowie Ostpreußen 
stellten ebenso viele besondere, noch dazu weit auseinander liegende Länder 
dar, welche lediglich durch die Person des gemeinsamen Fürsten vereinigt 
Ständischer waren (Personal-Union)- überall besaßen die Stände bedeutenden Einfluß 
Einfluß. auf bie Verwaltung; im Klevischen und vor allem in Ostpreußen, das ja 
Polnische Lehns-unter polnischer Lehnsherrschaft stand, war durch sie die Macht des Landes- 
%rra6m.er Herren fast in den Schatten gestellt. Der lange Krieg hatte alle diese 
Notund Drangsal Gebiete mit Ausnahme des letztgenannten Herzogtums bis an den Rand 
durch den Krieg, des Verderbens gebracht. Berlin, vor dem Jahre 1618 von ungefähr 
13 000 Menschen bewohnt, zählte deren kaum noch 6000; acht Jahre 
darauf waren nur noch 300 Bürger vorhanden, welche in halb verfallenen 
Häusern kümmerlich ihr Dasein fristeten; auch das Berliner Schloß befand 
sich in einem verwahrlosten Zustande. Einen noch trübseligeren Anblick 
boten die kleineren Städte wie Prenzlau und Eberswalde, von denen jenes 
sechs Siebentel, dieses über die Hälfte seiner Wohnstätten eingebüßt hatte. 
Fort und fort raste die Kriegsfurie am Rhein und in den Marken und 
machte vor allem das platte Land wüste und leer, die Zahl der. Landleute 
hatte sich von 300 000 auf 120 000 herabgemindert. So war es kein 
Abnahme Wunder, daß sich die Einkünfte des Kurfürsten stetig minderten; sie be- 
der Einkünfte, trugen in den Marken und in den klevischen Landen jährlich kaum noch 
80000 Thaler (jeder zu 4—5 Jt)\ und hiervon verschlangen die Unter- 
Haltungskosten der in drei niederrheinischen Festungen liegenden Holländer 
mehr als die Hälfte. Das Schlimmste aber war, daß die Schweden den 
Das Heer, größten Teil von Brandenburg besetzt hielten und die Feldtruppen dem Kaiser 
den Eid der Treue geleistet hatten; nur die Besatzungen der festen Plätze 
Schwarzenberg, waren dem Landesherrn selbst eidlich verpflichtet; Graf Adam von Schwarzen- 
berg aber, der Statthalter in den Marken, leitete die Politik möglichst in 
Burgsdorf. Übereinstimmung mit dem Wiener Hose; Oberst Konrad von Burgsdorf, 
der Befehlshaber von Küstrin, war der einzige hochgestellte Mann, auf den 
Friedrich Wilhelm fest vertrauen durfte. 
c. Friedrich Wilhelms erste Maßregeln. Aus Rücksicht auf den Kaiser 
ließ der junge Kurfürst, welcher bis zum Jahre 1643 in Preußen blieb, 
den Grasen Schwarzenberg (bis zu seinem im nächsten Jahre erfolgten 
Tode) im Amte, minderte aber seine Befugnisse. Um den schwer be- 
Neutralitäts- drängten Marken aufzuhelfen, schloß er im gleichen Jahre einen Neu- 
Schweden 1641. tralitätsvertrag mit Schweden ab. Alle Truppen mit Ausnahme der 
zuverlässigen Besatzungen der Festungen wurden verabschiedet. Nachdem 
noch einmal der Kriegssturm durch Brandenburg gebraust war, gelang 
Abzug der es Friedrich Wilhelm, die Schweden zu einer neuen Übereinkunft zu 
^mä?kische°n und" bringen, wonach sie gegen Zahlung bestimmter Summen alle noch be- 
Plätzen?64i Wen Plätze räumten; ebenso setzte er es durch, daß die fremden Be- 
Belehnung mit satzungeu aus seinen rheinischen Besitzungen wichen. Indessen hatte er, 
Preußen. toenn auch nur unter harten Bedingungen, die Belehnung mit Preußen
	        
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