Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1)

28 Das Mittelalter. 
Einfluß auf den hielt sie mäßig und einfach. Luft und Licht der Wüste, die das Gefühl 
Bewohner, ^er Erquickung und eigentümliche Steigerung der Spannkraft erzeugen, 
stählten Geist und Körper. Unter dem weiten Himmelszelt, in den ungeheuren 
Ebenen, nicht wie im abwechslungsreichen Waldland fort und fort abgezogen, 
nimmt die Einbildungskraft einen kühneren, einheitlicheren Flug. 
Die Religion der Araber bestand ursprünglich in einem Sterndienst, 
der aber zu einem vielgestaltigen Götzendienste entartete. In der Handels- 
stadt Mekka stand ein berühmtes Heiligtum, die Ka'aba; ein in seiner 
Außenwand eingemauerter Meteorstein genoß hohe Verehrung. 
Das Hüteramt hatte der Stamm Koreisch inne; zu ihm gehörte die 
Familie Haschim, der Mohammed entsproß. 
2. Mohammed. Geboren um 576, verlebte er eine freudlose Jugend. 
Erst als Hirt, dann als Leiter der Warenzüge der wohlhabenden Witwe 
Chadidja, die ihm später ihre Hand reichte, lernte er die Wüste kennen; 
in Mekka und auf den Reisen kam er auch mit Juden und Christen zu- 
sammen. Grüblerischen Wesens, zog er sich gern in eine in der Einöde 
gelegene Höhle zurück und sann über religiöse Fragen nach. Es erwuchs 
in ihm die unerschütterliche Überzeugung, daß er der den Juden und 
Christen verheißene „Tröster", daß er berufen sei, als gottgesandter Prophet 
sein Volk aus der Finsternis der Abgötterei zu erlösen. 
Sein erstes Auf- Mit seinem 43. (oder 45.) Lebensjahre trat er öffentlich als Prophet 
treten. auj:- Aber seine „Offenbarungen" fanden keinen Glauben, sein und seiner 
Die Flucht nach Anhänger (der Moslim) Leben schwebte in Gefahr. Er floh nach Medina 
Medma 622. Juli 622), wo er bereits eifrige Zustimmung gefunden hatte. Diese 
Flucht (Hedschra) ward derart zum Wendepunkte im Leben des neuen 
Religionsstifters, daß sie zum Beginn der Zeitrechnung der Mohammedaner 
Wandlung genommen wurde. Bisher ein Prediger der Milde, beschritt Mohammed 
seines Auftretens. nun^ wo er an der Spitze einer bedeutenden Schar von Glaubensgenossen 
stand, den Weg der Gewalt. Den Kampf wider die Ungläubigen erklärte 
er für die heilige Pflicht jedes „Moslim" und verhieß denen, die in dem- 
felben umkämen, die Wonnen des Paradieses. Den Mut der Seinigen 
aber steigerte er zur größten Todesverachtung, indem er lehrte, daß jedes 
Menschen Schicksal unabänderlich vorher bestimmt sei. Durch verschiedene 
Mohammeds Tod Kriegszüge gewann er ganz Arabien. Acht Jahre nach seiner Flucht zog 
632' er als Sieger in Mekka ein. Im Jahre 632 starb er. 
3. Seine Lehre. In Mohammeds Lehre (Islam, d. i. Hingebung) 
finden sich heidnische, jüdische und christliche Gedanken zu einem einheitlichen 
Glaubenslehre. Ganzen verbunden. Oberste Lehre war: Es giebt keinen Gott außer 
Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Moses und Christus wurde 
als Vorläufern eine gewisse Anerkennung eingeräumt. Alles, was der Mensch 
thnt oder leidet, ist durch Gottes Ratschluß vorherbestimmt, ebenso, ob seine 
Seele in das Paradies, dessen Freuden Mohammed mit sinnlichen Farben 
ausmalt, einzieht oder nicht. Nach Mohammeds Tode wurden seine „Offen- 
Koran. barungen" gesammelt. Sie bilden den Koran, das Buch des Glaubens 
Sünna. der Moslim. Ihm zur Seite steht die Überlieferung, die Sünnas, 
1) Die Anhängerschaft Mohammeds zerfällt in zwei große Hauptteile. Der eine 
Religion der 
Araber. 
Die Kaaba. 
Mohammed.
	        
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