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die Dynastie erworben hat, wird sich auf die Nation übertragen trotz 
allem, was dagegen versucht wird. Die zweite Tatsache, in der Seine 
Majestät einen Trost in manchen schweren Schickungen empfand, war 
die, daß der Kaiser auf die Entwickelung Seiner Hauptlebensaufgabe, 
der Herstellung und Konsolidierung der Nationalität des Volkes, dem 
Er als deutscher Fürst angehört hatte, — daß der Kaiser auf die Ent- 
wickelung, welche die Lösung dieser Aufgabe inzwischen genommen hatte, 
mit einer Befriedigung zurückblickte, welche den Abend Seines Lebens 
verschönt und beleuchtet hat. Es trug dazu namentlich in den letzten 
Wochen die Tatsache bei, daß mit einer seltenen Einstimmigkeit aller 
Dynastien, aller verbündeten Regierungen, aller Stämme in Deutschland, 
aller Abteilungen des Reichstages dasjenige beschlossen wurde, was für 
die Sicherstellung der Zukunft des Deutschen Reiches auf jede Gefahr 
hin, die uns bedrohen könnte, als Bedürfnis von den verbündeten 
Regierungen empfunden wurde. Diese Wahrnehmung hat Seine Majestät 
mit großem Troste erfüllt, und noch in der letzten Beziehung, die ich zu 
meinem dahingeschiedenen Herrn gehabt habe — es war gestern — hat 
Er darauf Bezug genommen, wie Ihn dieser Beweis der Einheit der 
gesamten deutschen Nation, wie er durch die Volksvertretung hier ver¬ 
kündet worden ist, gestärkt und erfreut hat. Ich glaube, meine Herren, 
es wird für Sie alle erwünscht sein, dieses Zeugnis, das ich aus eigener 
Wahrnehmung für die letzten Stimmungen unseres dahingeschiedenen 
Herrn ablegen kann, mit in Ihre Heimat zu nehmen, weil jeder einzelne 
von Ihnen einen Anteil an dem Verdienste hat, welches dem zugrunde 
liegt. Meine Herren, die heldenmütige Tapferkeit, das nationale hoch¬ 
gespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die treue, arbeitsame Pflicht¬ 
erfüllung im Dienste des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, 
die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert waren, mögen sie ein 
unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welches der aus unserer Mitte 
geschiedene Kaiser uit§ hinterlassen hat! Das hoffe ich zu Gott, daß 
dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes 
mitzuwirken haben, in Krieg und in Frieden, in Heldenmut, in Hin¬ 
gebung, in Arbeitsamkeit, in Pflichttreue treu bewahrt bleibe. 
24. 6rlaß Kaiser Milkelms II. 
An mein Volk! 
©ottes Ratschluß hat über Uns aufs neue die schmerzlichste Trauer 
verhängt. Nachdem die Gruft iiber die sterbliche Hülle Meines 
unvergeßlichen Herrn Großvaters sich kaum geschlossen hat, ist auch Meines 
heißgeliebten Herrn Vaters Majestät aus dieser Zeitlichkeit zum ewigen 
Frieden berufen worden. Die heldenmütige, aus christlicher Ergebung er¬ 
wachsene Tatkraft, mit der er seinen königlichen Pflichten ungeachtet seines
	        
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